Anders als bei Asthma, kann bei COPD nicht festgestellt werden, wie stark die Entzündungsreaktion ist. Daher muss die COPD-Therapie an anderen Parametern ausgerichtet werden. Hinzu kommt, dass bei COPD immer Restbeschwerden bleiben, die dadurch begünstigt werden, dass nicht alle Therapieoptionen (Impfungen, Noxenausschluss, Rehabilitation, Medikamente) optimal genutzt werden.
In der Praxis kann der Effekt der COPD-Therapie beurteilt werden, indem Restbeschwerden erfragt werden, Untersuchungsbefunde (Zwerchfellhöhe, Atembreite, Auskultation) berücksichtigt werden und die Lungenfunktion ermittelt wird. Nach der Lungenfunktion wird der Schweregrad ermittelt, nicht aber der Effekt der Therapie beurteilt, denn das Ergebnis eines Lungenfunktionstests korreliert nicht unbedingt mit dem Wohlbefinden des Patienten. Aktuell wird daher die Therapie nach den Symptomen und der Zahl der Exazerbationen ausgerichtet. Die Symptomlast soll dafür mit einem Fragebogen, nach Möglichkeit mit dem COPD-Assessment-Test (CAT) oder COPD-Control-Questionaire (CCQ), ermittelt werden. In Hausarztpraxen werden diese Tests nur ungern eingesetzt. Eine Alternative, bei der nur der Grad der Atemnot ermittelt wird, ist der modified Medical Research Council scale (mMRC-scale). Diese Studie untersucht, wie gut der mMRC mit dem FEV1 korreliert und wie gut er dazu geeignet ist, die COPD-Therapie einzustellen.
Höhere Therapieadhärenz bei Älteren
In die Studie eingeschlossen wurden 26.230 COPD-Patienten aus 1.914 Praxen. Die Patienten wurden nach dem Grund ihres Besuchs befragt und ob sie ihre Morgenmedikation eingenommen hatten. Am häufigsten suchten die Patienten wegen eines Folgerezepts (57 Prozent) oder wegen Beschwerden (49 Prozent) die Praxis auf (Doppelnennungen möglich). Von den Patienten, die auf die Morgenmedikation verzichtet hatten (20 Prozent), suchten 61 Prozent die Praxis wegen Beschwerden auf, sie waren jünger und hatten leichtere Beschwerden als die Patienten mit Morgenmedikation.
Mit Hilfe des mMRC wurde ermittelt, welche Einschränkungen die Patienten im täglichen Leben hinnehmen mussten. Dabei zeigte sich, dass die Zahl der Patienten mit wachsender Einschränkung geringer wurde und dass FEV1 und mMRC sehr deutlich korrelierten.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass vorwiegend Patienten mit geringerer Atemflusslimitierung die Morgenmedikation nicht eingenommen hatten und wegen Beschwerden zum Arzt kamen. Die Patienten mit Morgenmedikation waren älter und hatten stärkere Beschwerden. Zudem betont der Autor, dass es unverständlich ist, dass die Patienten ihre Morgenmedikation nicht nahmen und wegen Beschwerden den Arzt aufsuchten.