Bei Brustschmerzen müssen Ärzte schnell einen Herzinfarkt ausschließen. Um verlässlich Hoch- von Niedrigrisikopatienten in Notaufnahmen zu unterscheiden, hat ein internationales Forscherteam um PD Dr. Johannes Neumann vom Herzzentrum des Uniklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) einen Risikorechner entwickelt. Auf www.compass-mi.com können Ärzte auf Basis der Troponinwerte zu verschiedenen Zeiten das individuelle Risiko ermitteln. Der Rechner sei aber auf Notärzte und Kardiologen zugeschnitten, betonen die Forscher.
Dem liegen Daten von 22.600 Patienten aus 13 Ländern zugrunde, die mit Verdacht auf Herzinfarkt in eine Notaufnahme eingewiesen wurden. Integriert wurden das bei Vorstellung gemessene Troponin-I und -T, die Veränderung der Konzentration während der Messungen im Zeitverlauf (Wiederholung nach 45-120 Minuten sowie 121-210 Minuten) sowie die Zeit zwischen den Messungen. Daraus wird kalkuliert, wie wahrscheinlich die Patienten bei Einlieferung einen Herzinfarkt haben. Zudem wird ihr Risiko für einen Herzinfarkt innerhalb von 30 Tagen nach Erstvorstellung ermittelt.
Verändert sich die Wiederholung nach 45-120 Minuten kaum gegenüber dem Erstwert von hochsensitivem Troponini-I, handele es sich um Patienten mit niedrigem Risiko. In bis zu 30 Tagen danach erlitten nur 0,2 Prozent einen Herzinfarkt. Stieg hingegen das Troponin deutlich oder war die zweite Messung stark erhöht, zählten sie zur Hochrisikogruppe. Ihr 30-Tage-Risiko sei 4,8 Prozent.