Die durch Krankheit und Tod verlorenen Lebensjahre durch nosokomiale Infektionen liegen in Deutschland bei knapp 250.000 pro Jahr (309 pro 100.000 Einwohner). Das geht aus einer jüngst veröffentlichten Schätzung unter Mitarbeit des Robert Koch Instituts (RKI) hervor. Erstmals wurde dabei neben der Gesamtzahl der nosokomialen Infektionen – in Deutschland etwa 400.000 bis 600.000 pro Jahr – auch die Krankheitslast in sogenannten Disability-Adjusted Life- Years (DALY), also Lebensjahren, geschätzt.
Deutschland liegt bei Betrachtung dieser Krankheitslast – bezogen auf die Bevölkerungszahl – über dem europäischen Schnitt. Zwar ist der Anteil der Patienten, die während eines Krankenhaus-Aufenthaltes eine Infektion bekommen, in Deutschland niedriger als im EU-Durchschnitt (3,6 versus 5,5 Prozent). Eine wesentliche Ursache für die höhere Krankheitslast in Deutschland ist aber die größere Zahl an stationär behandelten Patienten und Krankenhausbetten: In Europa hat Deutschland die höchste Anzahl an Krankenhausbetten und die zweithöchste Anzahl an Krankenhauspatienten pro 1.000 Einwohner und Jahr, erinnert das RKI. Daher sei die Reduktion vermeidbarer Krankenhausaufenthalte gemeinsam mit einer effektiven Infektionskontrolle und -prävention ein wichtiger Schritt, um die Krankheitslast zu verringern.
Die in der Studie geschätzte Zahl der Todesfälle liegt bei 10.000 bis 20.000 pro Jahr.
Für die im Eurosurveillance veröffentlichte Studie haben die Wissenschaftler fünf Infektionen betrachtet, die fast 80 Prozent der im Krankenhaus erworbenen Infektionen ausmachen: Lungenentzündungen, Harnwegsinfektionen, Wundinfektionen, Blutstrominfektionen sowie Clostridium-difficile-Infektionen.
Quelle: https://doi.org/10.2807/1560-7917.ES.2019.24.46.1900135