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Primärversorgung in anderen LändernÄrzte lernen über Grenzen hinweg

Die Gesundheitssysteme von Deutschland und Schweden unterscheiden sich teils stark. Umso mehr kann ein Blick in das jeweils andere Land lohnen. Auch der Hausärzteverband Berlin und Brandenburg engagiert sich für diesen Wissenstransfer.

Zu Gast in Berlin: Während einer Studienreise haben Ärztinnen aus Schweden und Texas das deutsche Gesundheitssystem erkundet

Wie funktioniert Primärversorgung in Deutschland? Welche Vorteile bietet die Hausarztzentrierte Versorgung (HZV)? Und wie ist das deutsche Gesundheitswesen finanziert? Es waren allerhand Fragen, die Dr. Wolfgang Kreischer seinen schwedischen und amerikanischen Besuchern beantworten musste. Denn in seiner Berliner Praxis hat der Vorsitzende des Hausärzteverbands Berlin und Brandenburg jüngst ein gutes Dutzend internationale Gäste begrüßt: Auf einer Studienreise machte hier die schwedische “Health-Care-Akademie” gemeinsam mit Delegierten aus den US-Bundesstaaten Texas und Michigan halt.

Bundestag, Uni, Hausarztpraxis

Neben Besuchen unter anderem im Deutschen Bundestag und an der Technischen Universität (TU) Berlin war der Stopp in der Hausarztpraxis ein besonderer Einblick in das deutsche Gesundheitswesen. Denn: “Die hausärztliche Versorgung, wie sie bei uns organisiert ist, ist in vielen anderen Ländern weitgehend unbekannt”, weiß Landesverbandsvorsitzender Kreischer, der jüngst auch eine japanische Delegation zu Gast hatte (“Der Hausarzt”12/19). So findet die hausärztliche Versorgung in Schweden fast ausschließlich in Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) statt, Einzelpraxen sind die absolute Ausnahme.

In der Diskussion solch verschiedener Systeme spielen auch die Landeshausärzteverbände eine Rolle, erinnert Kreischer. Sie seien nicht nur direkte Ansprechpartner für die Hausärzte der jeweiligen Region, sondern setzten sich auch “hinter den Kulissen” für den Arztberuf ein – etwa in Gesprächsrunden der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) oder, wie jüngst, als Gastgeber für internationale Besucher.

Tipps für den eigenen Praxisalltag

Die Gäste profitieren von diesem Engagement unmittelbar. “Ich finde solche Reisen hilfreich, um einen Einblick in mir ganz fremde Systeme zu bekommen”, bilanziert Teilnehmerin Sarita in einem Video der schwedischen Akademie. Bereits vergangenes Jahr habe sie den Arbeitsalltag in Skandinavien kennenlernern dürfen.

Die Besucher betonen dabei unisono die Wichtigkeit dieses Wissenstransfers über Grenzen hinweg. “Der Austausch bietet nicht zuletzt die Chance, neue Ideen für den eigenen Alltag mitzunehmen.”

Das schwedische Gesundheitssystem

In Skandinavien wird das Gesundheitswesen – anders als in Deutschland – vom Staat organisiert und nahezu ausschließlich aus Steuern finanziert. Der Staat gestaltet und verwaltet das System und steuert die Gesundheitsversorgung anhand medizinischer Kriterien. Das bedeutet faktisch: Nur wer schwer erkrankt ist, wird sofort versorgt.

„Bei Studienreisen erhalte ich einen Einblick in mir ganz fremde Gesundheitssysteme.“

Schwedische Bürger sind – ebenso wie Ausländer, die im Land leben – im Gesundheitssystem, sobald sie eine “personnummer” (PN) nach Registrierung erhalten haben. Das schwedische Gesundheitssystem ist als Primärarztsystem organisiert; Bürger schreiben sich in der Regel in ein hausärztliches Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) ein. Das staatliche Gesundheitswesen ist grundsätzlich finanziert auf Basis der Einkommenssteuer, die jeder Arbeitnehmer abführt. Darüber hinaus ist eine Zuzahlung bei jedem einzelnen Arztbesuch oder Medikamentenkauf fällig sowie beispielsweise für Krankenhaustage. Die Patientengebühren sind jedoch pro Jahr gedeckelt.

Eine Besonderheit: Patienten sind dazu angehalten, zunächst abzuwarten oder eine Selbstmedikation zu probieren. Dazu ist eine bundesweite telefonische Beratung vorhanden. Eine Schattenseite des staatlichen Systems liegt in teils längeren Wartezeiten (s. Abb.).

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