SGLT2-Hemmer senken das kardiovaskuläre Risiko von Typ-II-Diabetikern mit atheriosklerotischer kardiovaskulärer Erkrankung (ACD) moderat und das Risiko für Hospitalisierung wegen Herzversagen unabhängig von ACD stark. Scheinbar reduzieren SGLT2-Hemmer das Risiko für schwere kardiovaskuläre Ereignisse bei Typ-2-Diabetes-Patienten mit ACD stärker als bei Patienten mit multiplen Risiken aber ohne ACD-Erkrankung. Weil die Zahl der Patienten mit multiplen Risikofaktoren für ACD aber ohne Erkrankung in Einzelstudien zu gering war, konnte dieser Effekt bisher nicht auf Signifikanz überprüft werden. Dieser systematische Review kombiniert Daten von allen großen Studien, um dieser Frage nachzugehen.
Drei Studien mit 34.322 Patienten gingen in die Auswertung ein. 60 Teilnehmer litten an einer diagnostizierten ACD, 3.342 schwere kardiovaskuläre Ereignisse traten auf, es ereigneten sich 2.028 kardiovaskuläre Todesfälle oder Hospitalisierungen, 766 kombinierte renale Endpunkte wurden erreicht. SGLT2-Hemmer reduzierten das Risiko für schwere kardiovaskuläre Ereignisse um 11 Prozent (HR 0,89, 95 Prozent CI 0,83-0,96, p=0,0014), wobei der Effekt nur bei Patienten mit diagnostizierter ACD auftrat (HR 0,86, 95 Prozent CI 0,80-0,93), nicht bei den Patienten, die nur multiple Risikofaktoren aufwiesen (HR 1,00, 95Prozent CI 0,87-1,16; P=0,0501). SGLT2-Hemmer verringerten das Risiko für kardiovaskulären Tod oder Hospitalisierung um 23 Prozent, dabei war der Benefit unabhängig von ACD und vorhergehendem Herzversagen. Ebenfalls unabhängig von ACD reduzierten SGLT2-Hemmer die Progression von renalen Erkrankungen um 45 Prozent.
Die Autoren fassen zusammen, dass SGLT2-Hemmer das Risiko für schwere kardiovaskuläre Erkrankungen moderat senken und dass der Effekt auf Patienten beschränkt zu sein scheint, die ACD ausgebildet haben. Stark hingegen reduzieren SGLT2-Hemmer die Hospitalisierungen nach Herzversagen und die Progression von Nierenerkrankungen, unabhängig von ACD oder vorhergegangenem Herzversagen.
Quelle: Zelniker T A et al.: SGLT2 inhibitors and secondary prevention of cardiovascular an renal outcomes in typ 2 diabetes: a systematic review and meta-analysis of cardiovascular outcome trials. Lancet 2019;393:31-39
Kommentar
Die Studie hat verschiedene Schwächen: Es wurden mehr auf Studienebene zusammengefasste Daten für die Metaanalyse ausgewertet als individuelle Patientendaten, die genauen Definitionen der Endpunkte und die Einschlusskriterien der Studien unterschieden sich leicht und einige Patienten könnten eine base-line undiagnostizierte kardiovaskuläre Erkrankung gehabt haben. Für die Generalisierbarkeit der Studie ist es wichtig, dass die Patienten mit multiplen Risikofaktoren Langzeit-Diabetes-Patienten waren.
Für wie hoch halten sie die Zuverlässigkeit dieses Studienergebnisses?
Prof. Baptist Gallwitz, Mediensprecher der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG): Die Metaanalyse berücksichtigt eine sehr große Patientenzahl aus Einzelstudien, die genannten Schwächen sind jedoch für die DDG nachvollziehbar. Darüber hinaus ist der Evidenzgrad von retrospektiven Metaanalysen geringer als bei prospektiven randomisierten Doppelblindstudien. Trotzdem spiegeln die Ergebnisse in Summe die Studiendaten der Einzelstudien wider, deren Ergebnisse zu Empfehlungen der SGLT2-Hemmer bei Patienten mit Typ-2-Diabetes und ACD und Herzinsuffizienz geführt haben. Die günstigen Effekte wurden gerade in einer neuen RCT Studie bestätigt (Perkovic V et al 2019: doi 10.1056/NEJMoa1811744).
Weitere Infos: www.ddg.info