Im Praxisalltag wünschen sich beschwerdefreie Patienten manchmal Blutuntersuchungen, die über etablierte Früherkennungsprogramme wie die Gesundheitsuntersuchung hinausgehen. Um dahinterstehende Gründe zu eruieren, wurden in eine Interviewstudie in Israel 15 gesunde und beschwerdefreie Patientinnen und Patienten befragt, die eine solche Blutuntersuchung gewünscht oder gefordert hatten. Die Befragten waren 22 bis 50 Jahre alt und kamen meist aus großstädtischen Praxen. Die Interviews dauerten etwa eine Stunde.
Es zeigten sich drei wesentliche Beweggründe: Einige fühlten sich besonders verantwortlich für die eigene Gesundheit und betrachteten Laboruntersuchungen als Teil der persönlichen Gesundheitsfürsorge – neben Sport und gesunder Ernährung. Auch wenn Ärzte ihnen erklärten, dass eine Untersuchung nicht nötig sei, hielten sie oft an dieser Forderung fest. Als zweiter Grund wurde die externe Bestätigung der Gesundheit genannt. Befragte gaben an, nicht wissen zu können, ob sie trotz Wohlbefinden tatsächlich gesund seien und bräuchten daher eine Blutuntersuchung. Ein dritter Grund war eine Erkrankung im näheren Umfeld wie eine Krebserkrankung in der Familie oder ein plötzlich erkrankter Bekannter.
Die Autoren hoffen, dass das Wissen um die Beweggründe dazu beitragen kann, auf die Anliegen der Patienten einzugehen und unnötige Blutabnahmen zu verhindern – und damit auch im Weiteren mögliche falsch-positive Befunde mit Sorgen, Ängsten und Untersuchungskaskaden. Sie diskutieren aber auch, dass manchmal das Eingehen auf den dringenden Patientenwunsch eine sinnvolle Option sein kann.
Fazit: In einer Interviewstudie nennen beschwerdefreie Menschen Verantwortung für die eigne Gesundheit, Bestätigung des subjektiven Wohlergehens und Sorgen, aufgrund von Erkrankungen in der nahen Umgebung, als Gründe für den Wunsch nach einer Blutuntersuchung.
Quelle: Shaked M, Levkovich I, ADar T et al: Perspective of healthy asymptomatic patients requesting general blood tests from their physicians: a qualitative study. BMC Family Practice 2019, DOI: https://doi.org/10.1186/s12875-019-0940-9