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ArzneimittelStandardinfoquellen für Schwangere oft unzureichend

Beipackzettel und Fachinformationen enthalten für Schwangere oft nur wenig aussagekräftige Hinweise, wurde beim DGIM-Kongress deutlich. Ein Experte zeigt häufige Fehler in der Praxis.

Zur Arzneitherapie bei Schwangeren gibt www.embryotox.de verlässliche Infos.

Wiesbaden. Die üblichen Informationsquellen wie Beipackzettel, Rote Liste, Fachinformation und Risikokategorien sind für Schwangere oft nicht ausreichend verlässlich, betont Prof. Christof Schaefer von der Charité Universitätsmedizin Berlin. Er belegt dies am Beispiel von Citalopram: Obwohl die Sicherheit sehr gut belegt sei, könne man in der Fachinformation lesen, es seien keine hinreichenden Daten für schwangere Frauen bekannt.

Das sei schlichtweg falsch, berichtete Schaefer am Montag (6.5.) beim Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) in Wiesbaden. Zuverlässige Informationen bekommen Ärzte und Patientinnen auf der Internetseite www.embryotox.de. Neben einer Suchfunktion für Arzneimittel und Erkrankungen, können Ärzte hier auch Anfragen zu einzelnen Fällen stellen. Beim Symposium der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) stellte er einige häufige Fragen in der Praxis vor.

Valproat noch öfter verzichtbar

Hausärzte sollten nur äußerst zurückhaltend Valproat für Frauen in gebärfähigem Alter rezeptieren, rät Schaefer. Denn Valproinsäure sei von allen Wirkstoffen zur Therapie der Epilepsie der einzige, der das Risiko für Neuralrohrdefekte bis zu 12-fach erhöht. Dazu kommt ein erhöhtes Risiko beispielsweise für Fehlbildungen des Herzens, der Extremitäten und reduzierten IQ. Valproat sollten Ärzte daher Mädchen und Frauen im gebärfähigen Alter nur dann verschreiben, wenn andere Wirkstoffe nicht wirksam oder verträglich sind. Dennoch erhalten diese Patientinnen immer wieder Valproinsäure, so Schaefer, in einem Drittel der Fälle für Indikationen, bei denen man auf sie verzichten könne.

ACE-Hemmer und Sartane rasch umstellen

ACE-Hemmer und Sartane führen bei Müttern zu einem Oligo- oder Anhydramnion, beim Kind zur Kontraktur der großen Gelenke, Schädelkalotten- und Lungenhypoplasie und zu Anurie nach der Geburt. Trotzdem werden sie immer noch Frauen in der Schwangerschaft verschrieben, sagt Schaefer.

Da es keine Evidenz für schädigende Effekte im ersten Trimenon gibt, kann die Therapie mit ACE-Hemmern und Sartanen bis zum Eintritt der Schwangerschaft weitergeführt werden. Sobald die Periode ausbleibt, müsse die Schwangerschaft so schnell wie möglich diagnostiziert und auf ein entsprechendes Hypertensivum umgestellt werden. Mittel der Wahl sind beispielsweise Alpha-Methyldopa und Kalziumantagonisten.

Trotzdem erhielten in der Schwangerschaftswoche 16 noch immer sieben Prozent der Frauen einen ACE-Hemmer oder ein Sartan, mahnt Schaefer. Verringere sich unter einer solchen Medikation das Fruchtwasser, müsse man eine alternative Medikation wählen. Dann normalisiere sich das Fruchtwasser und das Kind werde normal geboren. Trotzdem könne nicht ausgeschlossen werden, dass diese Kinder später aufgrund feinstruktureller Nierenschäden eine Hypertonie entwickeln.

Wenn bis in die Schwangerschaft hinein mit einem RAS-Inhibitor behandelt werden muss, seien ACE-Hemmer den Sartanen zu bevorzugen, weil Sartane sehr viel toxischer zu sein scheinen, empfiehlt Schaefer.

Paracetamol erste Wahl

Bei der Schmerztherapie gilt Paracetamol als das Mittel der Wahl, Alternative ist Ibuprofen oder ein anderes NSAR, aber nur bis Schwangerschaftswoche 28. Da es in der Vergangenheit immer wieder einzelne kritische Veröffentlichungen gab, sollten beide Medikamente nicht unkritisch und über einen längeren Zeitraum genommen werden, so Schaefer. Weitere Möglichkeiten seien Opioide, Amitriptylin bei neuropathischen Schmerzen, in Einzeldosen Metamizol bis Woche 28.

Schwanger dank Retinoid?

Bei der Aknebehandlung mit systemischem Retinoid (etwa Isotretinoin) können unter anderem Fehlbildungen der Ohren und des zentralen Nervensystems (ZNS) entstehen. Daher ist es notwendig, mit ein oder zwei komplementären Verhütungsmethoden vier Wochen über die Behandlung der Akne hinaus zu verhüten. Das Medikament darf erst nach einem negativen Schwangerschaftstest erneut verschrieben werden. Trotzdem kommt es immer wieder vor, dass unter Aknebehandlung Schwangerschaften entstehen, berichtete Schaefer. Häufig handele es sich dabei um Frauen, die vermeintlich infertil sind.

Quelle: Schaefer C. Risiken kennen und sicher behandeln – Aktuelles zu Arzneimitteln in der Schwangerschaft. Symposium der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, DGIM, Wiesbaden, 6.5.2019

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