Heidelberg. Die Uniklinik Heidelberg zieht Konsequenzen aus einer umstrittenen PR-Kampagne zu einem neuen Bluttest für die Früherkennung von Brustkrebs. Externe Experten sollen die Kampagne unter die Lupe nehmen. “Um alle Aspekte umfassend und aus neutraler Perspektive zu analysieren, wurde eine unabhängige Kommission aus überwiegend externen Experten eingerichtet”, teilte das Universitätsklinikum am Montag (25.3.) mit. Zudem sei eine interne Arbeitsgruppe eingesetzt worden. Das Wissenschaftsministerium Baden-Württemberg begrüßte die Aufklärung und bezeichnete die PR-Kampagne als “Effekthascherei”, die sich angesichts der betroffenen Frauen mit ihren Ängsten und Hoffnungen verbiete. “Überzogene Erwartungshaltungen schlagen in Enttäuschung um und schaden der Wissenschaft insgesamt”, heißt es im Statement.
Darüber hinaus sollen neue Regeln in Bezug auf “wirtschaftliche, wissenschaftliche, ethische und publizistische Fragen” erstellt werden, die Firmenausgründungen der Universität künftig zu beachten hätten, sagte Kliniksprecherin Doris Rübsam-Brodkorb am Donnerstag (21.3.) der Deutschen Presse-Agentur. Zuvor hatte die “Rhein-Neckar-Zeitung” berichtet, dass sich die Uniklinik intensiv mit der Aufklärung des Falls auseinandersetzen möchte.
Das Unternehmen Heiscreen, eine Ausgründung der Uniklinik, hatte Mitte Februar einen neuen Brustkrebs-Bluttest vorgestellt. In einer Pressemitteilung war dabei von “einem Meilenstein in der Brustkrebsdiagnostik” die Rede. Die Markteinführung sei “noch in diesem Jahr geplant”. Auf der Pressemitteilung prangte sowohl das Logo von Heiscreen als auch der Uniklinik.
Am Vorgehen von Heiscreen gab es daraufhin deutliche Kritik von Fachgesellschaften, Medizinern und Statistikern. Unter anderem sind die Ergebnisse von Tests an Frauen laut Uniklinik bis heute nicht in einem begutachteten Fachjournal publiziert – wie es in der wissenschaftlichen Praxis üblich ist. Zudem wurde bemängelt, dass die Wirksamkeit des Tests nur unzureichend beschrieben wurde.
Die Uniklinik entschuldige sich bei Frauen, die sich womöglich falsche Hoffnungen auf eine rasche Nutzung des Tests gemacht hätten, sagte Rübsam-Brodkorb. “Das bedauern wir sehr.”
Quelle: dpa