Eine sektorenübergreifende Bedarfsplanung und Versorgung ist gerade mit Blick auf psychisch erkrankte Patienten essenziell. Die Koordinierung der Versorgung sollte dabei in ärztlicher Hand verbleiben und nicht etwa durch Case Manager übernommen werden. Bei leichteren Fällen wäre der Hausarzt dafür der ideale Ansprechpartner. Das ist das Stimmungsbild einer Umfrage des Sachverständigenrats für die Entwicklung des Gesundheitswesens, das dessen Mitglied Prof. Marion Haubitz in Frankfurt vorgestellt hat.
Die Umfrage diente der Vorbereitung des jüngsten Gutachtens, das im September offiziell vorgestellt wurde und nun in Regionalkonferenzen diskutiert wird (“Der Hausarzt” 12). Die Region Mitte-Süd machte im Oktober dabei den Anfang.
“Ein schwer depressiver Patient ist schon am Eingang des Krankenhauses überfordert”, sagte Haubitz. “Er braucht einen Lotsen. Aber diese Koordinierungsaufgabe muss auch vergütet werden.” Gerade beim Entlassmanagement zeige sich das deutlich: Ärzte zeigten oft hohes Engagement, riefen etwa Lehrer oder Vereinstrainer an und seien damit mehrere Stunden beschäftigt. “Das geht unter den normalen Sätzen aber nicht auf.”
Als Rat hatte man eine bundesweite Befragung initiiert, um zu erfragen, inwieweit die koordinierte Versorgung schon gelebt wird, erklärte Haubitz. Angeschrieben wurden alle Kollegen in psychosomatischen und psychiatrischen Kliniken sowie stichprobenartig Niedergelassene, die Rücklaufquote habe bei etwa einem Drittel gelegen.
Ein zentrales Ergebnis: 20 bis 30 Prozent der stationären Einweisungen sind den Schätzungen zufolge vermeidbar. “Das Ambulantisierungspotenzial ist noch nicht ausgeschöpft.”