© mauritius images / Glasshouse / Eric SchwortzGeht unter die Haut: Subkutaner Port für Chemotherapeutika
Die Immuntherapie ist auf dem Vormarsch
Wie zu erwarten stand die Immuntherapie, genauer gesagt standen die PD-1- und PD-L1-Inhibitoren im Mittelpunkt des wissenschaftlichen Interesses. Die Immuntherapie bedeutet unbestritten einen Quantensprung in der Tumorbehandlung. Nach den großen Erfolgen beim Melanom, Lungenkarzinom und Nierenzellkarzinom wird dieses innovative Therapiekonzept jetzt auch bei allen anderen Tumoren geprüft.
Doch nicht alle Tumoren sind so immunogen wie beispielsweise das Melanom, so dass man erwarten könnte, dass Checkpoint-Inhibitoren die Prognose bei allen Tumorentitäten wesentlich verbessern. Auch darf man nicht vergessen, dass nur ca. 30 Prozent der Patienten auf eine solche Therapie ansprechen. So steht weiterhin die Frage im Raum: Was machen wir mit dem Rest? In der Diskussion bleibt das Thema “Biomarker” für die Immuntherapie.
Der Expressionslevel von PD-L1 scheint kein zuverlässiger Prädiktor für das Ansprechen auf eine solche Therapie zu sein. Stattdessen scheint sich allmählich die Gesamt-Mutationslast (Tumor-Mutation-Burden, TMB) als aussagekräftiger Marker zu etablieren. Aber auch hier sind noch viele Fragen nicht nur zur Methodik offen.
Immuntherapie besser als Chemotherapie
Das Lungenkarzinom ist einer der bösartigsten Tumore überhaupt. Dazu kommt, dass der Tumor oft erst in einem fortgeschrittenen Stadium erkannt wird. Dann ist eine Heilung in der Regel nicht mehr möglich. Für solche Patienten stand bisher primär nur die Chemotherapie zur Verfügung mit dem Ziel, das Leben zu verlängern.
Jetzt wurde erstmals gezeigt, dass bei Patienten mit einem fortgeschrittenen Lungenkarzinom unter der Immuntherapie die Lebenserwartung höher ist als unter einer Chemotherapie. Darunter versteht man Medikamente, auch Checkpointinhibitoren genannt, die den Körper, genauer gesagt das Abwehrsystem in die Lage versetzen, den Tumor anzugreifen und zu zerstören. Sie lösen quasi die Bremsen, die der Tumor den Abwehrzellen angelegt hat, um sich ungehindert ausbreiten zu können.
Chemoprävention beim Barrettkarziom
Der Speiseröhrenkrebs hat eine schlechte Prognose. Fünf Jahre nach der Diagnosestellung leben nur noch zehn Prozent der Betroffenen. Der wichtigste Risikofaktor für das distale Adenokarzinom, auch Barrettkarzinom genannt, ist der Reflux. Dieser löst nämlich eine chronische Entzündung in der Speiseröhre aus, welche den Nährboden für die bösartige Entartung darstellt.
Neue Untersuchungsergebnisse sprechen dafür, dass man mit Medikamenten die Entstehung eines Barrettkarzinoms verhindern kann. Patienten, die über viele Jahre sowohl das entzündungshemmende Aspirin als auch einen Protonenpumpenhemmer einnahmen, erkrankten seltener an dieser Krebsart. Die alleinige Gabe von Aspirin hatte allerdings keinen Effekt.
Liquid biopsy
Die Therapie bei bösartigen Tumoren hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Verantwortlich dafür ist die Entwicklung neuer Medikamente, die gezielt am Erbgut der Tumorzellen angreifen mit dem Ziel, diese zu zerstören. Voraussetzung für die Gabe eines solchen Medikaments ist, dass man das Erbgut der Tumorzelle genau kennt, um gezielt das passende Medikament auswählen zu können. Doch nicht immer kann damit der Krebs dauerhaft geheilt werden und es kommt bei einem Teil der Patienten zu einem Rezidiv oder einer Metastasierung. Doch die genetische Struktur dieser neuen Tumorzellen kann sich zwischenzeitlich verändern. Daher musste man bisher wieder eine Gewebeprobe entnehmen. Je nach Lokalisation der Metastasen ist dies aber nicht immer so einfach, es erfordert gelegentlich sogar eine Operation.
Kürzlich wurde ein neues Verfahren vorgestellt, mit dem man das Erbgut der Tumorzelle durch eine einfache Blutuntersuchung analysieren kann; denn im Blut zirkulieren Bruchstücke der Tumor-DNA. Eine solche “flüssige Biopsie” ist für den Patienten ein großer Fortschritt, erspart sie ihm doch eine erneute Punktion oder Operation.
Brustkrebs: Chemotherapie ist oft nicht notwendig
Die meisten Patientinnen mit einem Brustkrebs erhalten heute eine Chemotherapie, selbst dann, wenn der Tumor frühzeitig entdeckt wurde und keine Absiedlungen erkennbar sind. Die Chemotherapie wird dann nach der Operation durchgeführt, um die Heilungsrate zu optimieren. Doch viele betroffene Frauen wären auch ohne Chemotherapie geheilt. Für sie ist die Chemotherapie nur eine unnötige Belastung.
Mit einem Gentest kann die Notwendigkeit für eine Chemotherapie zuverlässig beurteilt werden kann. Dazu wird in dem Tumorgewebe eine genetische Untersuchung durchgeführt, wobei zwanzig verschiedene Genveränderungen analysiert werden. Ergibt sich dabei ein niedriges oder moderates Risiko für ein erneutes Auftreten des Tumors, so kann man auf die Chemotherapie mit guten Gewissen verzichten. Es genügt eine adjuvante Hormontherapie. Doch bei einem hohen Rezidiv-Score ist die Kombination Hormontherapie plus Chemotherapie unverzichtbar.
Lungenkrebs: Smart Phone kann das Leben verlängern
Auch nach einer erfolgreichen Behandlung leben Krebspatienten in der ständigen Angst, dass der Tumor wieder kommt. Um ein Fortschreiten der Erkrankung frühzeitig erkennen zu können, wird der Patient von seinem betreuenden Arzt immer wieder zu Kontrolluntersuchungen einbestellt.
Doch besser ist, wenn der Patient sich regelmäßig mittels Smart Phone selbst bei seinem Arzt meldet. In einer Studie zeigte sich, dass die zwei- bis dreimal wöchentliche Rückmeldung, self-reporting genannt, über das Handy nicht nur die Lebensqualität verbessert sondern auch die Lebenszeit verlängert, nämlich um ca. sieben Monate. Das ist mehr, als manche neue medikamentöse Therapie verspricht. Denn die digitale Anbindung führte dazu, dass der Patient früher über neue Symptome berichten konnte, mit der Folge, dass auch das erneute Auftreten des Tumors rascher erkannt wurde.
Weniger kann mehr sein
Auch zum Trastuzumab im adjuvanten Setting beim Mammakarzinom gibt es neue Daten. Danach reicht eine 6-monatige Therapie des Antikörpers aus, eine solche war der 12-monatigen Gabe nicht unterlegen. Auch die zur Reduktion der Tumorlast oft vor Einleitung der zielgerichteten Therapie mit Sunitinib durchgeführte Nephrektomie beim fortgeschrittenen Nierenzellkarzinom bringt für Patienten mit einem intermediären oder schlechten Risiko keinen Benefit.