Wenig hat die Ärzte in den letzten Jahren mehr genervt als das Thema Telematikinfrastruktur. Das hat nicht unwesentlich auch mit der Industrie zu tun. Die Compugroup, über Monate hinweg einziger zertifizierter Anbieter eines Konnektors, hat ihre Vormachtstellung bis zuletzt konsequent ausgebaut.
Das ist dem Koblenzer Unternehmen per se nicht zu verübeln – das ist die Macht des Marktes, auf die der GKV-Spitzenverband immer wieder gepocht hat. Die Leidtragenden jedoch sind die Ärzte: Sie beobachteten statt Anbieter-Vielfalt mit verschiedenen Möglichkeiten für jede Praxissoftware lange Zeit ein Monopol, und auch heute noch hören sie die Uhr weiter ticken – denn endgültig gelöst ist die Finanzierungsfrage trotz der jetzigen Verlängerung nicht (S. 18).
Während die Compugroup mit ganzseitigen Anzeigen für ihr “Herzens-Angebot” für alle Ärzte wirbt, zeigt ein Blick in ihren Geschäftsbericht, warum es dem Unternehmen insgesamt so gut geht: “Unsere Strategie basiert auf einem sehr soliden Geschäftsmodell mit hohen Margen und einem hohen Anteil an regelmaßig wiederkehrenden Umsatzerlösen aus Softwarepflegeverträgen und softwarebezogenen Dienstleistungen”, heißt es im 99 Seiten starken Dokument.
“Außerdem bestehen hohe Wechselkosten für die Kunden und technologische Barrieren, die Wettbewerber vom Markteinstieg abhalten.” Der holprige Start der Mitbewerber dürfte auch zukünftig für klingende Kassen sorgen – auf Kosten jedoch der Ärzte.