Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) und die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) haben neue Empfehlungen für Therapie und Prophylaxe der Migräne vorgelegt.
Neu ist demnach, dass bei chronischer Migräne – mit oder ohne Gebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln – Topiramat und Onabotulinumtoxin A wirksam sind. Zur Migräneprophylaxe bei Kindern könne angesichts einer sehr hohen Placeborate keine therapeutische Überlegenheit von Valproinsäure, Topiramat oder Amitriptylin gezeigt werden. Bei der Akuttherapie der Migräneattacken seien nach wie vor die Triptane am besten wirksam mit einem sehr guten Sicherheitsprofil. Die Wirksamkeit der Betablocker Metoprolol und Propranolol, des Kalziumantagonisten Flunarizin, der Antikonvulsiva Topiramat und Valproinsäure und des trizyklischen Antidepressivums Amitriptylin seien in der Migräneprophylaxe am besten durch randomisierte Studien belegt.
Die neue, knapp 100 Seiten umfassende Leitlinie gewichtet verschiedene Verfahren und nimmt Stellung zu Therapien ohne Wirksamkeitsnachweis. Sie ist eine Fortentwicklung von sechs deutschen und internationalen Leitlinien. DGN und DMKG hoffen, dass die neue Leitlinie die Versorgungssituation für Kinder und Erwachsene mit Migräne verbessern wird.
Bei der Vorstellung der Empfehlungen, die insbesondere auch Hausärzten als Richtschnur dienen sollen, führten sie hier Defizite an: „Migränepatienten sind in Deutschland nicht ausreichend versorgt“, kritisierte Prof. Hans-Christoph Diener, Kopfschmerzexperte der DGN, der die Leitlinienarbeit mitkoordiniert hat. „Die Behandlungsmöglichkeiten werden derzeit nicht bei allen Patienten ausgeschöpft.“
Die Leitlinie beleuchtet auch Sondersituationen wie Migräne in der Schwangerschaft. Sie ist kostenfrei zugänglich: https://hausarzt.link/tnW1L