Hepatitis C: Ursachen, Symptome, Behandlung
Definitionen
Akute Hepatitis C (HCV)-Infektion
- Vor weniger als sechs Monaten erworbene Hepatitis-C-Infektion; Erhöhung der Trans-aminasen und Leberfunktionseinschränkung möglich
Chronische HCV-Infektion
- Länger als sechs Monate fortbestehende Hepatitis-C-Infektion (HCV-RNA positiv); klinisch-chemisch und/oder histologisch nachweisbare Leberschädigung und extrahepatische Manifestationen möglich
Epidemiologie
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Prävalenz weltweit: 71 Millionen Menschen mit chronischer HCV-Infektion (ein Prozent der Weltbevölkerung)
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Deutschland: 4.368 Hepatitis-C-Erstdiagnosen (2016)
Übertragung
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Kontakt mit kontaminiertem Blut
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Bei Drogenkonsumenten: gemeinsame Verwendung von Injektionsutensilien
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Sexuelle Übertragung selten; erhöhtes Risiko bei bestimmten Risikogruppen, z.B. bei Männern, die Sex mit Männern haben, und bei verletzungsträchtigen Sexualpraktiken
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Vertikale Virustransmission von der Mutter auf das Kind
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Beruflich bedingte Infektionen mit HCV bei medizinischem Personal in Einzelfällen, z.B. nach Stichverletzungen
Klinische Symptomatik
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Keine oder nur unspezifische Symptome, z.B. grippeähnliche Symptome, Müdigkeit, unspezifische Oberbauchbeschwerden, bei etwa 75 Prozent der Infizierten
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Leichte Hepatitis mit oft nur mäßig erhöhten Transaminasenwerten und Ikterus bei etwa 25 Prozent der Infizierten
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Fulminante Verläufe sehr selten
Verlauf und Begleiterkrankungen
Akute HCV-Infektion
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Spontanheilung bei 15 – 40 Prozent
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Entwicklung einer chronischen HCV-Infektion bei etwa 60 – 85 Prozent
Chronische HCV-Infektion
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Zirrhose nach 20 Jahren bei etwa 16-20 Prozent
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Bei HCV-induzierter Zirrhose: Leberzellkarzinom
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Extrahepatische Manifestationen bei etwa zwei Drittel der Patienten, z.B. Diabetes mellitus, Kryoglobulinämie, Lichen ruber planus, Lymphomen, chronische bzw. terminale Niereninsuffizienz, Depressionen und Sjögren-Syndrom; erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen und Schlaganfall
HCV-Screening
Patientengruppen
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Bei Risikogruppen (Tab. 1)
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Bei jedem, der diese Untersuchung explizit wünscht
Durchführung
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Bestimmung von Antikörpern gegen HCV mit einem Immunoassay
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HCV-RNA-Nachweis zur Verifizierung positiver Immunoassays
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Bestimmung der HCV-RNA bei Immunkompromittierten, bei Verdacht auf eine akute HCV-Infektion bzw. HCV-Reinfektion nach vorangegangener Viruselimination sowie zum Ausschluss einer Mutter-Kind-Transmission
Weitere Diagnostik bei Erstdiagnose einer HCV-Infektion
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Anamnese (Risikofaktoren, Familien-, Sexual- und Partneranamnese)
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Klinische Untersuchung
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Virologisch-serologische HAV-, HBV- und HIV-Diagnostik
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Klinisch-chemische Basistests
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Oberbauchsonografie
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Alpha-1-Fetoprotein (AFP) bei erhöhtem Risiko für ein hepatozelluläres Karzinom und/oder verdächtigem Leberherd
Therapie
Akute Hepatitis C
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Im Allgemeinen keine Therapie
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In besonderen Fällen: Interferonfreie Therapie (Kombination direkt antiviraler Wirkstoffe)
Chronische Hepatitis C
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Antivirale Therapie allen Patienten anbieten
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Indikationen zur Therapie
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Kompensierte Lebererkrankung: Fortgeschrittene Fibrose bzw. kompensierte Zirrhose, extrahepatische Manifestationen, berufliche Gründe, Koinfektion mit HBV oder HIV, zur Elimination des Transmissionsrisikos und bei Therapiewunsch des Patienten
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Dekompensierte Lebererkrankung, wenn eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht, dass durch die Induktion eines anhaltenden virologischen Ansprechens eine Rekompensation der Erkrankung erreicht bzw. eine Transplantation vermieden werden kann
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Standard: Interferonfreie Therapie mit Kombination direkt antiviraler Wirkstoffe (Tab. 2) mit oder ohne Ribavirin für 8 bis 12 Wochen (oder ggf. bis 24 Wochen)
Prävention
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Keine gemeinsame Verwendung von Gegenständen, die mit Blut HCV-Infizierter kontaminiert sein können, z.B. Zahnbürsten, Rasierer, Rasierapparate, Nagelscheren, Spritzen
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Kondomgebrauch während der Menstruationsblutung, bei verletzungsintensiven Sexualpraktiken, Promiskuität, Vorliegen einer HIV-Infektion oder anderer sexuell übertragbarer Erkrankungen und bei Männern, die Sex mit Männern haben
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Partner von Anti-HCV-positiven Personen: mindestens eine Untersuchung auf Hepatitis C
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Drogenkonsumierende: Aufklärung und Information, Zugang zu sterilen Konsum-utensilien, Drogenberatung und Drogenbehandlung, HCV-Antikörpertest mindestens einmal jährlich.
Quellen:
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Sarrazin C et al. S3-Leitlinie "Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Hepatitis-C-Virus(HCV)-Infektion, Dezember 2017
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Robert-Koch-Institut: Hepatitis C – Ratgeber für Ärzte, Januar 2018