Es ist inzwischen fast eine kleine Tradition, dass der Deutsche Hausärzteverband einmal im Jahr eine Delegation amerikanischer Studentinnen und Studenten begrüßen darf. Auch in diesem Jahr lud der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, die Studierenden in das Berliner Büro ein, um sich mit ihnen über die Besonderheiten der beiden Gesundheitssysteme auszutauschen, aber auch Gemeinsamkeiten zu finden und so voneinander zu lernen.
Besonders intensiv diskutierten die Studierenden die großen Unterschiede zwischen den Gesundheitssystemen in Europa. Während viele Länder, etwa Schweden und die Niederlande, ein Primärarztsystem haben, verläuft der Behandlungsprozess in Deutschland im Kollektivvertrag weitgehend unkoordiniert. Weigeldt erläuterte den Studierenden das Modell der Hausarztzentrierten Versorgung (HZV), welches der Deutsche Hausärzteverband und seine Landesverbände etabliert haben und in welche inzwischen mehr als 3,7 Millionen Versicherte eingeschrieben sind. Dabei koordiniert der Hausarzt die gesamte Versorgung seiner Patienten und ist erster Ansprechpartner für sämtliche medizinischen Probleme.
Auch das Medikationsmanagement war Thema: Sowohl in den USA als auch in Deutschland steht man vor der Herausforderung, dass immer mehr Patienten verschiedene Medikamente gleichzeitig einnehmen müssen – häufig ohne dass Wechselwirkungen ausreichend berücksichtigt werden. Weigeldt erläuterte, dass bei der HZV der Hausarzt diese wichtige Funktion übernimmt und den Überblick über die Medikation behält.
Für die Studierenden von großem Interesse war der Austausch über die verschiedenen Ausbildungswege. In den USA sind die Ausbildungskosten für künftige Mediziner extrem hoch. Im Schnitt verlässt ein Absolvent die sogenannten „Medical Schools“ mit rund 160.000 Dollar Schulden. In Deutschland bewegen sich die Studiengebühren an den meisten Universitäten im Bereich von circa 500 Euro pro Semester. Das Studium in den USA ist dabei flexibler ausgestaltet als in Deutschland, die Studierenden haben größere Freiheiten, während das deutsche System eher einem festen Curriculum folgt.
Mit dem regelmäßigen Austausch stärkt der Deutsche Hausärzteverband sein internationales Netzwerk und ergreift die Chance, seine innovativen Versorgungskonzepte über die Landesgrenzen hinaus vorzustellen. Gleichzeitig ist es eine Chance, im gemeinsamen Austausch den Blick von außen auf das Deutsche Gesundheitssystem kennenzulernen und somit wichtige Impulse für die Arbeit des Verbandes mitzunehmen.