Für Vitamin-K-Antagonisten (VKA) gibt es bis heute kein Antidot. Daran hat Prof. Edelgard Lindhoff-Last, Frankfurt/M., erinnert. Die neuen oralen Antikoagulanzien, die sich als mindestens ebenso wirksam wie VKA erwiesen haben, aber ein deutlich besseres Risikoprofil aufweisen, scheinen auch in dieser Hinsicht einen entscheidenden Vorteil zu bieten.
VKA erforderten meist ein aufwändiges perioperatives Gerinnungsmanagement, betonte die Expertin. Hinzu komme, dass Ergebnisse aus internationalen Studien in einem wichtigen Punkt nicht auf deutsche Verhältnisse übertragbar seien. Denn gegenüber der standardmäßigen amerikanischen Prüfsubstanz Warfarin mit einer Halbwertszeit von zwei Tagen sei die Halbwertszeit von Phenprocoumon mit sieben Tagen wesentlich länger. So müsse die in Europa übliche Substanz vor Wahleingriffen zehn Tage zuvor abgesetzt werden. Für die direkten Faktor-Xa-Inhibitoren hingegen verkürze sich diese Frist auf lediglich mindestens 24 Stunden.
Für den schwerwiegenden Fall einer massiven Blutung sei freilich ein Antidot, wie es derzeit für Apixaban (Eliquis®) als Vertreter der Faktor-Xa-Inhibitoren klinisch getestet wird, ausgesprochen hilfreich, betonte PD Dr. Oliver Grottke, Aachen. In der zulassungsrelevanten Studie ANNEXA™-A hat sich das Antidot Andexanet alfa bei gesunden Probanden im Alter von 50 bis 70 Jahren bereits als wirksam und sicher erwiesen. In der Phase-III-Studie AN-NEXA™-4 wird die Substanz bei Patienten unter Antikoagulation mit Apixaban und massiver Blutung im offenen Studiendesign klinisch getestet. Mittlerweile seien 53 von geplant insgesamt 270 Patienten eingeschlossen, berichtete Grottke. Die Ergebnisse werden für das Jahr 2017 erwartet.
Quelle: Veranstaltung: BMS/Pfizer-Satellitensymposium „Blutungsrisiko unter Antikoagulation – wie reduzieren und wie reagieren?“ am 19. Februar 2016 auf der 60. Jahrestagung der GTH in Münster