Es ist ein weiter Weg zum Traumberuf Hausarzt. Da geht es uns nicht anders als anderen Facharztkollegen. Das Medizinstudium dauert mindestens sechs Jahre, in der Regel sogar länger. Das ist die Zeit, in der unser grundlegendes Verständnis von Medizin und Versorgung zu entstehen beginnt. Die meisten Studierenden finden in dieser Zeit heraus, welches Fach sie begeistert und womit sie ihr Berufsleben verbringen möchten. In Deutschland betonen wir zu Recht, dass unsere zukünftigen Ärztinnen und Ärzte über eine qualitativ hochwertige Ausbildung verfügen. Dass es trotzdem einen enormen Nachholbedarf gibt, hat die Diskussion um den Masterplan Medizinstudium 2020 gezeigt. Immer mehr Akteure erkennen, was wir als Deutscher Hausärzteverband schon seit vielen Jahren sagen: Die Allgemeinmedizin und die hausärztliche Tätigkeit müssen integrale Bestandteile des Medizinstudiums werden! Dafür muss die Allgemeinmedizin zum Beispiel verpflichtendes Prüfungsfach im dritten Staatsexamen werden. Das ist nicht nur für diejenigen wichtig, die später in der hausärztlichen Versorgung arbeiten, sondern ein immenser Mehrwert für jeden zukünftigen Arzt!
Auf das Fundament kommt es an
Die Facharztweiterbildung bildet das Fundament für unsere anspruchsvolle und komplexe Arbeit mit den Patienten. Der ambulante Abschnitt in der allgemeinmedizinischen Weiterbildung ist dabei ganz zentral. Dass die zukünftigen Hausärztinnen und Hausärzte in der Vergangenheit hier klar benachteiligt wurden, war lange ein unhaltbarer Zustand. Zum Glück konnten wir uns hier mit unseren Forderungen durchsetzen, sodass die neue Fördervereinbarung vorsieht, die jungen Kollegen künftig vernünftig und fair zu entlohnen und dabei sicherzustellen, dass weiterbildende Hausärzte nicht einen großen Teil der Vergütung aus eigener Tasche draufzahlen müssen. Auch dies gehört zu einer qualitativ hochwertigen Weiterbildung dazu!
Praktizierende Hausärzte haben also eine mindestens zwölfjährige Aus- und Weiterbildungszeit hinter sich gebracht, in welcher sie sich intensiv mit Themen wie der geriatrischen Versorgung, der Arzneimittelversorgung oder Diabetikerbehandlung auseinandersetzen.
Wesentlich seltener in der Öffentlichkeit thematisiert, werden die hunderte Stunden, die Ärzte in Fortbildungen investieren. Übrigens: In anderen Ländern wie beispielsweise in Schweden sind die Fortbildungen Teil der Arbeitszeit! Bei uns kommen diese bei Ärzten auf die normale Arbeitszeit oben drauf!
Diese Fortbildungsverpflichtung ist unentbehrlich, um das hohe Niveau bei der Patientenversorgung aufrechtzuerhalten und sich darüber hinaus in einzelnen Bereichen auch gezielt fortzubilden. Dabei kommt es aber nicht nur auf die simple Zahl der Fortbildungen an, sondern natürlich vor allem darauf, qualitativ hochwertige, hausarztspezifische Fortbildungen zu besuchen!
Aus diesem Grund haben wir als Verband vor vielen Jahren das Institut für hausärztliche Fortbildung im Deutschen Hausärzteverband (IHF) e.V. gegründet. Zwei zentrale Ziele standen hierbei im Vordergrund: Erstens wollten wir den hausärztlichen Kolleginnen und Kollegen unabhängige und pharmafreie Fortbildungen anbieten und zweites müssen alle Fortbildungen immer dem Anspruch genügen, dass sie hausarztspezifisch sind und den Kolleginnen und Kollegen einen unmittelbaren Mehrwert für ihre tägliche Arbeit liefern. Das Motto lautet stets: Von Hausärzten für Hausärzte!
Dass es einen enormen Bedarf nach dieser neuen Fortbildungskultur gibt, zeigt die Tatsache, dass das IHF inzwischen Europas größtes Fortbildungsinstitut für Hausärztinnen und Hausärzte ist.
Diese neue Fortbildungskultur ist ein ganz wichtiges Element in unserem gesamtverbandlichen Konzept. Wir sind davon überzeugt, dass hausarztspezifische Fortbildungen der Schlüssel sind, um auf dem aktuellen Stand der Medizin zu bleiben. Entscheidender als die reine Quantität der abgeleisteten Stunden ist also vielmehr, dass sich Hausärztinnen und Hausärzte kontinuierlich und spezifisch mit ihren Fortbildungsverpflichtungen beschäftigen.
In diesem Zusammenhang muten die Pläne der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) geradezu absurd an. Konkret geht es um die Einführung neuer EBM-Positionen für ein "Weiterführendes geriatrisches Assessment" seit 1. Juli 2016, das ausschließlich von spezialisierten Ärzten mit Zusatzbezeichnung oder Schwerpunkt Geriatrie erbracht werden kann (vgl. S. 16ff). Im Sinne einer qualitativ hochwertigen Versorgung ist dies genau der falsche Weg! Statt die Kompetenzen der Hausärzte durch solche Maßnahmen kleinzureden, sollte vielmehr darauf gesetzt werden, verloren gegangene Kompetenzen in den hausärztlichen Bereich zurückzuholen und sogar zu erweitern. Dies ist allen voran im Interesse der Patienten! Hier scheint es bei der KBV noch Nachholbedarf zu geben.
Struktureller Bestandteil
Unser Ziel als Verband war es, kontinuierliche Fortbildungen unmittelbar in die Versorgungsstrukturen zu integrieren. Aus diesem Grund müssen Hausärzte, die an den Verträgen zur Hausarztzentrierten Versorgung (HZV) teilnehmen, auch regelmäßig spezielle, hausärztliche Fortbildungen absolvieren. Statt den Hausärzten Kompetenzen in Bereichen wie Geriatrie oder auch der pädiatrischen Versorgung abzusprechen, sollten vielmehr Strukturen geschaffen werden, die die qualitative Dimension der Fortbildung in den Fokus rücken.
IHF: Garant für Qualität in der Fortbildung
Evidenzbasierte, praxisrelevante und produktneutrale Fortbildungen anzubieten und so zur hausärztlichen Versorgungsqualität beizutragen – das war das Ziel, das man sich 2002 bei der Gründung des Instituts für hausärztliche Fortbildung im Deutschen Hausärzteverband (IHF) e.V. gesetzt hat. Seit nunmehr 14 Jahren bleibt das IHF seinem Leitbild von damals treu. Dabei entwickeln Vorstand und Team stetig neue Fortbildungsformate, immer eng an den Bedürfnissen und Wünschen der Hausarztpraxen orientiert. Denn das IHF bietet nicht nur Fortbildungen für Hausärztinnen und Hausärzte an, sondern für das gesamte Praxisteam. Eine der größten Erfolgsgeschichten ist in diesem Zusammenhang die Entwicklung und Etablierung der Versorgungsassistentin in der Hausarztpraxis (VERAH®), von denen das IHF mittlerweile mehr als 8.000 bundesweit ausgebildet hat.
Seit 2012 entwickelt das IHF zudem die practica weiter, den größten Fortbildungskongress für Hausärzte und ihre Praxisteams in Europa. Das Programm erhalten Sie dieses Jahr zum ersten Mal mit dieser Ausgabe von Der Hausarzt, dem neuen Medienpartner der practica. Schnuppern Sie rein und melden sich einfach und schnell online an: www.practica.de