Bei Rückenschmerzen erhalten Patienten oft zu früh bildgebende Verfahren. Das legt eine Untersuchung im Auftrag der Bertelsmann Stiftung nahe. Dafür hat das Institut für angewandte Gesundheitsforschung anonymisierte Routinedaten von sieben Millionen Versicherten aus 70 Kassen ausgewertet und auf die deutsche Bevölkerung hochgerechnet. Demnach ordneten Ärzte bei jedem Fünften, der erstmals aufgrund von Rückenschmerzen eine Praxis aufsuchte, eine Bildaufnahme bereits im Quartal der Erstdiagnose an. Meist war dies eine Röntgenaufnahme (82 Prozent). Jeder Zweite von ihnen hat vorher keine konservative Therapie erhalten, wie es die Nationale Versorgungsleitlinie Kreuzschmerz (http://hausarzt.link/XqURL) bei unspezifischen (sub)akuten Rückenschmerzen vorsieht.
Bezogen auf alle Rückenschmerzpatienten (bereits bestehender und neuer Rückenschmerz) zeigte sich, dass das Vorliegen von Red Flags, die Spezifität des Schmerzes sowie die Facharztgruppe die Zahl der Aufnahmen beeinflusst:
-
Die meisten Ärzte ordneten ein bildgebendes Verfahren an, wenn „Red Flags“ vorlagen (59 Prozent). Aber auch wenn diese Warnhinweise fehlten, wurden noch 16 Prozent zum Röntgen, CT oder MRT geschickt.
-
Wurde eine Bildgebung veranlasst, wiesen 60 Prozent spezifische und 13 Prozent unspezifische Rückenschmerzen auf.
-
Insgesamt ordneten Hausärzte mit Abstand am wenigsten bildgebende Maßnahmen an, besonders wenn nur sie den Patienten behandelten. Deutlich häufiger war dies der Fall, wenn Patienten nur einen Orthopäden oder einen Hausarzt und einen Orthopäden aufsuchten. Dies gilt auch, wenn Patienten im Quartal der Erstdiagnose eine Bildgebung erhalten: Orthopäden veranlassen eine Aufnahme dann in etwa viermal so oft wie Hausärzte.