Die kürzlich veröffentlichte PROVIDENCE-Registerstudie liefert neue Erkenntnisse zur Therapie akuter Kreuz-/Rückenschmerzen, die für die klinische Praxis relevant sind. Die Studie zeigt, dass das zentral wirksame Muskelrelaxans Pridinol im Real-World-Vergleich zu nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) eine hochsignifikant überlegene Wirksamkeit und eine signifikant bessere Verträglichkeit aufweist.
Bis zu 85% der Deutschen leiden mindestens einmal im Leben unter akuten Rückenschmerzen und 76% sind innerhalb eines Jahres davon betroffen. Rückenschmerzen zählen damit zu den häufigsten Gesundheitsproblemen in Deutschland [1]. Je nach Dauer und Intensität der Beschwerden können Rückenschmerzen erhebliche Einschränkungen in der Alltagsaktivität und Lebensqualität verursachen [2]. Meist werden die Beschwerden durch Fehlfunktionen und Verspannungen der Muskulatur verursacht [3]. In der hausärztlichen Praxis sind lumbale Rückenschmerzen eine der häufigsten Diagnosen.
Therapieempfehlungen der Nationalen VersorgungsLeitlinie
Laut der sich in Überarbeitung befindlichen Nationalen VersorgungsLeitlinie „Nicht-spezifischer Kreuzschmerz“ sollen akute Kreuz-/Rückenschmerzen in erster Linie mit nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) behandelt werden. Mehrere Übersichtsarbeiten bestätigen die kurzfristige schmerzlindernde und funktionsverbessernde Wirksamkeit oral verabreichter NSAR bei nicht-spezifischen Kreuzschmerzen im Vergleich zu Placebo. Aufgrund möglicher Nebenwirkungen sollte die orale Applikation bevorzugt in der niedrigsten wirksamen Dosierung und so kurz wie möglich eingesetzt werden [4]. Neuere Daten deuten darauf hin, dass die längerfristige Einnahme von NSAR die Chronifizierung von Rückenschmerzen fördern könnte [5]. Weitere empfohlene Therapieoptionen umfassen Physiotherapie zur Stärkung der Rückenmuskulatur sowie eine multimodale Schmerztherapie, die medikamentöse und psychologische Unterstützung kombiniert. Auch Lebensstiländerungen wie regelmäßige Bewegung und ergonomische Anpassungen sind wichtig [4].
Pridinol bei Rückenschmerzen überlegen
Die Ergebnisse der kürzlich publizierten PROVIDENCE-Registerstudie liefern nun neue Informationen, die im Widerspruch zu den aktuellen Leitlinienempfehlungen stehen. Die Daten zeigen, dass zentral wirksame Muskelrelaxanzien wie Pridinol (Myditin®) eine bessere Wirksamkeit und Verträglichkeit bieten können als NSAR [6]. Diese Erkenntnisse spiegeln sich auch im PraxisLeitfaden der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. (DGS) zur Behandlung akuter Kreuz-/Rückenschmerzen wider, in dem der bevorzugte Einsatz zentral wirksamer Muskelrelaxanzien wie Pridinol bei muskulär bedingten Rückenschmerzen empfohlen wird [7].
Im Rahmen der Registerstudie wurden die 4-Wochendaten von knapp 1.000 Patienten mit akuten (unteren) Kreuz-/Rückenschmerzen analysiert, deren Beschwerden zuvor durch Eigenmedikation nicht ausreichend gelindert wurden und denen daher entweder Pridinol oder NSAR als Monotherapie verordnet wurde. Die Ergebnisse zeigten hochsignifikante Unterschiede zugunsten von Pridinol in den Response-Parametern Schmerzintensität (PIX), Funktionsbeeinträchtigung (mPDI) sowie körperliche (VR12 PCS) und seelische Lebensqualität (VR12 MCS) (p<0,001). Insgesamt zeigte sich unter Pridinol eine signifikant überlegene Response im Vergleich zu NSAR [69,0% vs. 34,0%; p<0,001, Effektstärke 0,349; OR: 4,3 (3,3-5,7), NNT 2,9] (s. Abb. 1) [6].
Auch hinsichtlich der Verträglichkeit schnitt Pridinol besser ab als NSAR (p<0,001, OR: 0,377, NNH 8,5). Unter Pridinol traten lediglich bei 9,0% der Patienten Nebenwirkungen auf, unter NSAR bei 20,8%. Die Häufigkeit von Therapieabbrüchen aufgrund von Nebenwirkungen war unter Pridinol um fast zwei Drittel niedriger als unter NSAR (3,4% vs. 9,4%; p<0,001, OR: 0,341, NNH 16,7) (s. Abb. 2).