Nachgefragt bei Dr. med. Hand-Otto Wagner, Oberarzt am Institut für Allgemeinmedizin des UKE, Autor der DEGAM-Leitlinie zu NOAK.
Die DEGAM empfiehlt nach wie vor für hausärztliche Patienten in Deutschland Vitamin-K-Antagonisten (VKA) als Mittel der ersten Wahl zur Prophylaxe kardioembolischer Erkrankungen bei Vorhofflimmern. Die Leitlinie wurde bereits 2013 publiziert, an dieser Empfehlung hat sich seitdem aber nichts geändert, sondern im Gegenteil, die Argumente gegen den breiten Einsatz der NOAK haben eher an Gewicht zugenommen:
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Geradezu riskant ist es, Patienten, die aufgrund mangelnder Adhärenz schwankende INR-Werte aufweisen, auf NOAK umzustellen. Insbesondere bei den sehr kurzen Halbwertzeiten der NOAK hat fehlende Einnahmetreue fatale Konsequenzen.
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Die Blutspiegel der NOAK schwanken um das Fünffache. Diese Daten aus der RE-LY-Studie, die zunächst nicht publiziert wurden, zeigten als Konsequenz vermehrt Blutungen und Schlaganfälle.
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In der Rocket-AF-Studie gab es in der VKA-Vergleichsgruppe relevante Fehlmessungen, was das marginale positive Ergebnis der Nichtunterlegenheits-Studie für NOAK in fragwürdigem Licht erscheinen lässt.
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Wir haben weder eine belastbare Evidenz für die Triple-Therapie, noch für ein Unterbrechen der Therapie bei Eingriffen mit Blutungsgefahr und schon gar nicht – und hier wiederholen wir uns – für unsere multimorbiden, älteren Patienten mit Multimedikation, eingeschränkter Nierenfunktion und den vielen Komorbiditäten, die in den NOAK-Studien ausgeschlossen oder unterrepräsentiert waren.