Aufbruchstimmung herrscht in der Pettenkoferstraße 8a: Das Institut für Allgemeinmedizin der LMU München zieht um. Zwar sind es räumlich nur 400 Meter bis zur neuen Adresse in der Ziemssenstraße, inhaltlich gehen Leiter Prof. Jochen Gensichen und sein Vorgänger Prof. Jörg Schelling aber neue Wege.
„Die LMU bietet sich nun mit dem Institut als ein ‚akademisches Zuhause‘ für Haus- und Lehrärzte, aber auch für angehende Allgemeinmediziner und Medizinische Fachangestellte an“, erzählen sie im Gespräch mit „Der Hausarzt“. Die Allgemeinmedizin rücke nun – nicht nur räumlich – ins „Herz des Uni-Campus“. „Wir haben gute praktische Wurzeln, die jetzt weiter wachsen können“, sagt Gensichen. Seit 2014 hat Schelling das Institut als kommissarischer Leiter aufgebaut, das Ergebnis kann sich sehen lassen: rund 270 engagierte Lehrärzte und ein breites Netzwerk, etwa zu Bayerischem Hausärzteverband, KV Bayerns oder der Jungen Allgemeinmedizin (JADE und JA-Bay).
„Daraus sind bereits viele Ideen für die Praxis entstanden“, berichtet Schelling. Bisher fehlte es dem Lehrstuhl aber an Ressourcen, um sich breiter aufstellen zu können. Das soll sich nun ändern, die Devise dabei: „Wir wollen Brücken bauen zwischen der allgemeinmedizinischen Forschung und der hausärztlichen Praxis“, sagt Gensichen. Die Forschung soll Modelle für den hausärztlichen Alltag erarbeiten, umgekehrt aber auch Fragen aus der Praxis aufgreifen.
„Vieles, was wir Hausärzte täglich machen, müssen wir noch besser erforschen, um unsere Arbeit auch im Sinne der Patienten belegen zu können, sie sichtbar zu machen“, erläutern die beiden Professoren. Dafür rüstet das Institut personell auf (s. Kasten). In der Forschung wird es künftig drei Schwerpunkte geben: Prävention und Gesundheitsförderung (Schelling), Psychische Gesundheit in der Allgemeinmedizin (Gensichen) und ein weiterer Professor für klinische Versorgungsforschung soll sich künftig mit der allgemeinmedizinischen Geriatrie beschäftigen. „Wer also jetzt etwas bewegen will, ist bei uns genau richtig.“
Für die Mitarbeit gibt es verschiedene Optionen – als Lehrpraxis, Teilnahme an Forschungsprojekten oder eine Tätigkeit direkt im Institut. Doch auch für Ärzte in Weiterbildung gibt es künftig ein neues Angebot.
Im zweiten Quartal 2017 soll das Programm „ Forschende Allgemeinmedizin“ starten. Geplant sind fünf Weiterbildungsstellen. Vorbild ist die Strukturierte Weiterbildung „Heilen, Führen, Gestalten“, die Gensichen bereits an der Uni Jena etabliert hat.
Mit Beginn ihrer Weiterbildung sind die Ärzte dann in beiden Welten, der hausärztlichen Praxis und der dazugehörigen Forschung, zuhause. Sie nehmen an wöchentlichen Fallkonferenzen im Institut für Allgemeinmedizin teil und betreuen während ihrer Rotation ins Institut ein eigenes Forschungsprojekt.
Dabei lernen sie etwa auch, die Hausarztpraxis in ihrer Umgebung zu betrachten und zum Beispiel Initiativen vor Ort zu organisieren. „Es wächst also eine sehr starke Generation an Allgemeinmedizinern heran, das motiviert uns“, sagen Gensichen und Schelling mit Stolz.
Mitarbeiter gesucht
Das Institut für Allgemeinmedizin der LMU sucht ab April 2017: Ärzte, Wissenschaftler, einen Dokumentar sowie Medizinische Fachangestellte/Krankenschwestern oder Gesundheitswirte.
Die Stellenbeschreibungen finden Sie online, Bewerbungen sind ab sofort möglich an allgemeinmedizin@ med.uni-muenchen.de