Liebe Kolleginnen und Kollegen,
was lange währt, wird endlich gut! Auch wenn wir mit Sicherheit nichts dagegen gehabt hätten, wenn die Reform des Medizinstudiums etwas schneller über die Bühne gegangen wäre, können wir am Ende doch festhalten: Das Ergebnis kann sich sehen lassen! Obwohl die finalen Unterschriften noch fehlen, gehen alle Akteure ganz fest davon aus, dass der Masterplan Medizinstudium 2020 in trockenen Tüchern ist (vgl. S. 20)! Diese Reform ist ein Beispiel dafür, dass sich Hartnäckigkeit in der Gesundheitspolitik lohnt.
Dass das Medizinstudium in seiner aktuellen Form den Realitäten der Patientenversorgung nicht umfassend gerecht wird, ist schon vor langer Zeit allseits festgestellt worden. Die große Koalition hat das Thema 2013 schließlich in ihren Koalitionsvertrag aufgenommen. Seitdem ist der Masterplan ein gesundheitspolitischer Dauerbrenner. Über dreieinhalb Jahre hinweg gab es immer wieder Gespräche, neue Vorschläge und Kompromissangebote, aber auch Verschleppungen und Behinderungen. Die besondere Herausforderung bestand darin, dass sowohl Gesundheits- als auch Bildungspolitiker auf Bundes- wie auf Landesebene ins Boot geholt werden mussten. Gleichzeitig haben natürlich Universitäten, Studierende, Ärzte, Kommunen usw. unterschiedliche Interessen, die alle angehört und abgewogen werden mussten.
Der Deutsche Hausärzteverband hat sich über die gesamte Zeit hinweg intensiv an dem Prozess beteiligt. Wir haben vor allem aus der Sicht der Praxis, aus der Versorgungsrealität heraus, argumentiert und sehr deutlich aufgezeigt, was ein Scheitern für Konsequenzen hätte. Dabei haben wir uns eng mit der DEGAM abgestimmt. Es ist für die Zukunft der hausärztlichen Versorgung eine gute Nachricht, und auch für uns als Verband ein toller Erfolg, dass unsere wichtigsten Forderungen aufgenommen wurden. Dazu gehört unter anderem, dass die Allgemeinmedizin verpflichtendes mündliches Prüfungsfach im dritten Staatsexamen wird. Außerdem wird zukünftig jeder Studierende im Rahmen des Praktischen Jahres eine Zeit in der ambulanten, vertragsärztlichen Versorgung verbringen. Damit haben wir die Chance, im PJ unseren schönen Beruf von manchem universitären Vorurteil zu befreien und den Nachwuchs zu begeistern. Wir müssen es allerdings dann auch tun!
Es hat sich gelohnt, unseren Weg weiter zu verfolgen und statt mit populistischem Gehabe mit deutlichen, klaren Argumenten zu überzeugen. Wir glauben, dass wir hausärztliche Forderungen nur dann durchsetzen können, wenn wir als seriöser Gesprächspartner von der Politik ernst genommen werden. Diese Position haben wir uns über viele Jahre erarbeitet. Es wäre manchmal vielleicht einfacher, mit markigen Worten zum Rundumschlag auszuholen – die Erfahrung zeigt jedoch, dass das häufig schlichtweg nichts bringt. Jeder, der unseren Verband und seine Hausärztinnen und Hausärzte kennt, weiß, dass wir im Zweifel enorm kampfstark und durchsetzungsfähig sein können. Unser gemeinsamer Erfolg beim Masterplan Medizinstudium 2020 zeigt aber auch, dass man mit Zielstrebigkeit und einem langen Atem häufig mehr Erfolg hat als mit lautem Geschrei.
Es grüßt Sie herzlich Ihr
Ulrich Weigeldt, Bundesvorsitzender Deutscher Hausärzteverband e.V.