Tumorleiden können mit erhöhten Thrombozyten einhergehen. Ob erhöhte Thrombozyten in der Hausarztpraxis damit auch ein erhöhtes Risiko für eine unerkannte Krebserkrankung bedeuten, haben englische Wissenschaftler versucht zu beantworten. In einem systematischen Review führten sie neun Studien zusammen, die die Assoziation von erhöhten Blutplättchen und neuerkannten Krebsdiagnosen untersuchten. Die Vorhersagewerte für einen tatsächlich vorliegenden Tumor bei erhöhten Thrombozyten (positive predictive value) waren insgesamt niedrig, am höchsten für Tumore im Darm mit 1,39 Prozent und Lungenkrebs mit 1,63 Prozent. Für andere Lokalisationen (Mamma, Blase, Pankreas, Uterus, Ösophagus, Niere, Ovarien) lagen sie noch niedriger. In Großbritannien wird eine dringliche Abklärung eines Tumorverdachtes ab einem Vorhersagewert von drei Prozent empfohlen, der wäre, wenn man die Vorhersagewerte für alle untersuchten Tumore gemeinsam betrachtet, aber erreicht.
Fazit: Die Autoren betonen, dass die Studie auf keinen Fall dahingehend interpretiert werden sollte, dass Thrombozyten zum Tumorscreening genutzt werden können. Wenn Thrombozyten bei einer Blutuntersuchung unerwartet erhöht sind – oft sind in der Praxis ja abklingende Infekte als Ursache wahrscheinlich – kann aber möglicherweise eine Abklärung sinnvoll sein.
Literatur: Bailey SE, Ukoumunne OC, Shephard E and Hamilton W: How usefull is thrombocytosis in predictingan underlying cancer in primary care? A systematic review. Family Practice 2016, 1-7 DOI: 10.1093/fampra/cmw100