In der ersten Woche einer Atemwegsinfektion steigt das Risiko eines Herzinfarkts. Diese Gefahr erhöht sich unabhängig davon auch bei Einnahme von Schmerzmitteln aus der Gruppe der nichtsteroidalen Entzündungshemmer (NSAR), zu denen Ibuprofen, Naproxen oder Diclofenac zählen. Trotzdem ist es gängige Praxis, die Symptome einer Erkältung oder Grippe mit solchen Medikamenten zu behandeln.
Mediziner aus Taiwan haben jetzt gezeigt, dass diese Kombination zweier Risikofaktoren mit einem beträchtlich gesteigerten Infarktrisiko verbunden ist. Die bisherigen Ergebnisse erlauben aber noch keine sichere Aussage darüber, welches Schmerzmittel bei infarktgefährdeten Menschen während einer Atemwegsinfektion am ehesten zu empfehlen wäre, schreiben sie (DOI: 10.1093/infdis/jiw603).
Acetylsalicylsäure-Präparate (ASS, Aspirin) berücksichtigten sie nicht, da diese das Risiko eines Gefäßverschlusses nicht negativ beeinflussen. Auch prüften sie nicht, ob Schmerzmittel mit einem anderen Wirkmechanismus wie Paracetamol möglicherweise sicherer für das Herz wären. Die Forscher werteten Daten von 9.800 Patienten aus, die wegen eines Herzinfarkts in ein Krankenhaus eingeliefert und davor seit mindestens zwei Jahren noch nicht wegen einer Herzkrankheit stationär behandelt worden waren.
Sie ermittelten, ob die Probanden in der Woche vor der Einlieferung ein Schmerzmittel eingenommen hatten und an einer Atemwegsinfektion erkrankt waren. Als Vergleich dienten Krankenakten derselben Patienten aus der Zeit vor einem Jahr.
Die statistische Auswertung ergab, dass die Einnahme eines nichtsteroidalen Entzündungshemmers bei gleichzeitiger Atemwegsinfektion das Herzinfarktrisiko 3,4-fach erhöhte. Ohne diese Medikamente stieg das Risiko bei der Infektion 2,7-fach und durch die Medikamente allein 1,5-fach. Wurde das Schmerzmittel nicht durch Tabletten, sondern per Infusion verabreicht, lag das Infarktrisiko während einer Atemwegsinfektion sogar beim 7,2-Fachen des Vergleichswertes ohne Infektion und ohne Medikamente. Bei einer echten Grippe war der negative Effekt der Medikamente größer als bei harmloseren grippalen Infekten.
Quelle: wissenschaft aktuell