"Jeder Fehler zählt"Medikationsfehler: Dreimal Diclofenac

Medikationsfehler können nicht nur den Patienten schaden, sondern auch der Umwelt. Ein Beispiel: Überdosierung von Diclofenac.

Die freie Verkäuflichkeit von Diclofenac kann den Eindruck erwecken, dass die Einnahme unbedenklich ist (Symbolbild).

Der beschriebene Fall zeigt eine Art von Fehlern, die auf jeder-fehler-zaehlt.de oft berichtet wird: die Medikationsfehler.

Um Medikationsfehler zu vermeiden und die Arzneimitteltherapiesicherheit zu erhöhen, kann die 6-R-Regel (siehe Artikel “Schlecht für den Menschen, schlecht für die Umwelt“, HA 10/23) sowie die Pflege eines aktuellen Medikationsplans (bundeseinheitlicher Medikationsplan, elektronischer Medikationsplan) mit einem Überblick über die Gesamtmedikation hilfreich sein.

Diclofenac mit Sonderrolle

Diclofenac nimmt laut DEGAM eine Sonderrolle bei der Arzneimitteltherapiesicherheit ein – die freie Verkäuflichkeit kann bei Patientinnen und Patienten den Eindruck erwecken, dass die Einnahme unbedenklich sei.

Zusätzlich ist Diclofenac auch im (haus)ärztlichen Alltag ein Medikament, das oft verschrieben wird. Dabei besteht neben der Gefahr der Magenperforation das Risiko für weitere schwerwiegende Nebenwirkungen. Diclofenac kann kardiotoxisch wirken und erhöht das Risiko für Schlaganfälle und Herzinfarkte.

Daher sollte bei Patienten mit kardiovaskulären Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Hyperlipidämie, Diabetes mellitus und Rauchen eine sehr sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen. Wenn Diclofenac eingesetzt wird, sollte dies in niedrigster wirksamer Dosis für den kürzest möglichen Zeitraum geschehen.

Folgen für die Umwelt

Die Verschreibung von Diclofenac kann nicht nur negative Folgen für Patienten haben, sondern wirkt sich auch auf die Umwelt aus. Besonders bei der topischen Anwendung in Form eines Gels oder einer Creme gelangen beim Händewaschen und Duschen Rückstände ins Abwasser. Kläranlagen können diese Rückstände nur mit großem Aufwand und je nach Kläranlage nicht vollständig herausfiltern.

Über das Wasser gelangt Diclofenac in Meerestiere und Pflanzen: In diversen Fischen und in Muscheln sowie beispielsweise Tomaten wurde Diclofenac bereits nachgewiesen. Über die Nahrungskette wird es dann weiter verbreitet und hat schon in sehr geringen Konzentrationen negative Auswirkungen auf sensitive Arten wie Vögel, Fische und ganze Ökosysteme.

Wischen statt Waschen

Das Umweltbundesamt empfiehlt daher “Wischen statt Waschen”: Statt die Hände mit Wasser zu waschen, soll ein Papiertuch genutzt werden, um Reste von Arzneimitteln zu entfernen. Damit lässt sich die Menge Diclofenac, die ins Abwasser gelangt, um mehr als 60 Prozent reduzieren. Das benutzte Papiertuch wird anschließend im Restmüll entsorgt.

Es gibt also mehrere gute Gründe, um den Einsatz von Diclofenac-Präparaten zu überdenken: die Gefahr der Überdosierung und unerwünschter Nebenwirkungen, die hohe Umweltbelastung und nicht zuletzt der Aspekt, dass von den topischen Anwendungsformen nur circa 6 Prozent des Wirkstoffs tatsächlich über die Haut aufgenommen werden.

Die Autoren erklären, dass keine Interessenkonflikte vorliegen.

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