Nach dem bundeseinheitlichen Medikationsplan (BMP) könnte Hausärzten eine weitere bürokratische Aufgabe ins Haus stehen: die Erstanlage von Notfalldatensätzen (NFD) auf der elektronischen Gesundheitskarte (eGK). Dies ist Teil des E-Health-Gesetzes, wonach es Ärzten ab 2018 möglich sein soll, Patientendaten für den Notfall auf der eGK zu speichern.
Anfang Mai hat die gematik nun den Abschlussbericht des Projekts NFDM-Sprint vorgelegt, mit dem das Anlegen von NFD in Praxis und Klinik getestet wurde. Zwischen Mai und November 2016 haben 31 niedergelassene Ärzte (25 Hausärzte, sechs Fachinternisten) und sieben Krankenhausärzte (Chirurgen, Internisten) insgesamt 2.598 NFD angelegt und wurden davor, währenddessen und danach befragt.
Zwar waren die meisten Ärzte ambulant wie stationär mit dem Anlageprozess zufrieden, doch den Zeitaufwand beschrieben fast alle als „eher hoch“. Insgesamt sind die niedergelassenen Ärzte „sehr oder eher zufrieden“ (80 Prozent) mit dem Anlageprozess über ihr Praxisverwaltungssystem (PVS). Im Krankenhaus waren dies nur gut die Hälfte der Ärzte. Als Gründe gibt die gematik an, dass anders als im ambulanten Bereich in der Klinik die Patientendaten nur schwer aus dem Krankenhausinformationssystem (KIS) übertragen werden konnten und Ärzte oft nicht auf Unterstützung durch Assistenzpersonal zurückgreifen konnten.
Geeignete Daten für den NFD auszuwählen und den Eingabefeldern im PVS/KIS zuzuordnen, war hingegen kein Problem: Im Schnitt dauerte es vier Minuten, einen NFD im PVS anzulegen, wie das System elektronisch ermittelte. Besonders im ambulanten Bereich variierte die reine elektronische Bearbeitungszeit deutlich weniger als in Kliniken. Als sehr zeitaufwändig beschreiben die Befragten insgesamt aber die Aufklärung und Einwilligung der Patienten. Was bei 34 Prozent der Praxen und 67 Prozent der Klinikärzte dazu führte, dass sie Tätigkeiten außerhalb der üblichen Arbeitszeit erledigen mussten.
Demnach beurteilten 35 Prozent/71 Prozent auch den Anpassungsaufwand im Praxis-/Klinikalltag als „groß“. Jedoch erwarten viele von einem NFD einen Nutzen für Patienten, sodass daran gemessen nur 16 Prozent der Niedergelassenen und 14 Prozent der Krankenhausärzte den Zeitaufwand als „nicht angemessen“ einschätzten.
Das Projektteam der gematik folgert aus den Ergebnissen, dass künftig Hausärzte die Erstanlage von NFD übernehmen sollten. Denn hier lägen die nötigen Patientendaten meist vollständig vor, sodass der NFD schneller erstellt werden kann als in Kliniken oder bei Spezialisten. Zudem habe sich gezeigt, dass ambulant die MFA sehr viel besser einbezogen werden und so der Arzt entlastet werden kann. Entscheidend sei, dass das PVS einfach angewendet werden kann, wenn ein NFD einmal bundesweit ausgestellt werden soll, so das Projektteam. Hierbei sollte vor allem der Abgleich zwischen NFD und Medikationsplan optimiert werden. Daneben werden weitere Vorschläge gemacht, wie das Erfassen der Notfalldaten im Praxisalltag noch vereinfacht werden sollte. Wie und ob die Empfehlungen umgesetzt werden, obliegt nun den Gesellschaftern der gematik.