Von A wie „Abrechnung“ über N wie den „Nachmittag mit der Leber“ bis hin zu Z wie Zeiteffizienz beim Seminar „Freude mit Formularen“ trafen sich viele Allgemeinmediziner Mitte Mai wieder in Lüneburg. Mit 52 Veranstaltungen und 1.300 Teilnehmern wurde dieses Jahr wieder ein Rekordhoch verzeichnet und zeigte erneut, dass der Seminarkongress in den Herzen von Hausärztinnen und Hausärzten und so mancher MFA fest verankert ist und das durchdachte Fortbildungsangebot großen Anklang findet.
Dr. Matthias Berndt, 1. Vorsitzender des Landesverbandes Niedersachsen konnte am Eröffnungsabend mit einer weiteren positiven Meldung aufwarten: „Mich freut es, dass wir jüngst in Niedersachsen den millionsten Versicherten in die Hausarztzentrierte Versorgung aufgenommen haben“, so Berndt. Ein Erfolg für die HZV, die aus der hausärztlichen Vertragslandschaft nicht mehr wegzudenken ist.
Erfolgsmodell HZV – klares Signal an die Politik
Und so ging es auch in der berufspolitischen Diskussionsrunde, die von Dr. Matthias Berndt moderiert wurde, im Wesentlichen darum, wie die ärztliche Versorgung einer immer älter werdenden Gesellschaft mit zunehmend chronisch kranken und multimorbiden Patienten gesichert werden kann – auch im Hinblick auf die anstehende Bundestagswahl. Sowohl Dr. Max Matthiesen von der CDU als auch Andrea Schröder-Ehlers von der SPD und Dr. Jürgen Peter, Vorstandsvorsitzender der AOK Niedersachsen, sprachen sich für eine Stärkung der hausärztlichen Versorgung in Niedersachsen aus.
Dies sei eine besondere Herausforderung, da Niedersachsen ein sehr unterschiedlich strukturiertes Flächenland sei und die Versorgung ländlicher Gebiete durch verschiedene Maßnahmen in Angriff genommen werden müsse. Dazu gehört u.a. auch die zügige Umsetzung des Masterplans Medizinstudium 2020, die von allen Podiumsteilnehmern befürwortet wurde. Stimmen aus dem Publikum wiesen auf die Fehlbesetzung von Hausarztsitzen und daraus resultierenden falschen Bemessungsgrundlagen für Plausibilitätskontrollen hin. Auch wurden steigende Laborkosten aufgeführt, die der sprechenden Medizin im Vorwegabzug entzogen würden. Hier bestehe akuter Handlungsbedarf.
Dr. Eckart Lummert, stellv. Vorsitzender des Hausärzteverbandes Niedersachsen und ebenfalls Podiumsteilnehmer, berichtete aus eigener Erfahrung: „Ich führe die Landarztpraxis meines Vaters weiter. Wir als Hausärzte bleiben der wichtigste Ansprechpartner für unsere Patienten und begleiten sie von klein auf bis ans Lebensende.“ Fachärztliche Betreuung ist im Spezialfall ohne Zweifel wichtig, aber Fachärzte sollten nicht von vorneherein meinen, „sie ‚könnten auch Hausarzt‘ und sich ohne weiteres in die Grundversorgerebene einreihen“. Ein Primärarztsystem würde sicherlich die Situation entspannen, das zeigen auch Erfahrungen aus anderen Ländern, so Lummert.
Die Probleme konnten natürlich von den Podiumsteilnehmern nicht gelöst werden. Aber man sagte sich im Anschluss an die Diskussion zu, gemeinsam nach Lösungen zu suchen.
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