„Steht der Mensch im Mittelpunkt hausärztlichen Handelns?“ fragte der diesjährige Kongress der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) Ende September in Düsseldorf. Es gehe darum, die Beziehung von „mir und meinem Gegenüber“ zu beleuchten, erläuterte Kongresspräsident Prof. Stefan Wilm, Uni Düsseldorf. „Das Besondere an der Allgemeinmedizin ist, dass der Mensch im Mittelpunkt steht“, betonte Ulrich Weigeldt, Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbands.
Dies würden andere Fachgruppen aber mitunter anders sehen, ergänzte er mit Blick auf die Kampagne des Spitzenverbands Fachärzte Deutschland, die auf Praxisplakaten den Menschen auf einzelne Organe reduziert (s. Der Hausarzt 15/17).
Ähnlich sehen es die Studierenden. So sagte die angehende Hausärztin Anika Beck stellvertretend, am Anfang des Studiums wolle man noch „etwas mit Menschen machen“, das verliere man mit der Zeit aus den Augen. „Die Anatomie reduziert den Menschen auf seine Muskeln. In der Chirurgie lernen wir – im Zweifel können wir alles wegschneiden.“ Die Frage, wie der Mensch im Blick des ärztlichen Handels bleibt, sei daher berechtigt. „Ihre Wertschätzung gegenüber Patienten und Studierenden ist die beste Werbung für Ihr Fach“, ermutigte Beck die anwesenden Allgemeinmediziner. Um den steigenden Bedarf an Hausärzten zu decken, setzt Weigeldt wie die DEGAM auf mehr Nachwuchs, etwa durch den Masterplan Medizinstudium 2020 und die Kompetenzzentren. Ein Jahr lang wird wenig nach außen dringen – die internen Verhandlungen führen hoffentlich zu einem guten Konsens, sagte DEGAM-Präsidentin Prof. Erika Baum. Eine Hürde sei die Neubesetzung von Ministerien nach der Wahl.
„Die letzten Meter sind die zähesten, wir geben nicht auf“, ergänzte Weigeldt. Zudem solle beim Ärztetag 2018 die Muster-Weiterbildungsordnung verabschiedet werden. Hier müsse man auf Kompetenzen statt auf Zahlen setzen. „Das wird Kollegen den Weg in die Allgemeinmedizin erleichtern“. Aus Sicht der Jungen Allgemeinmediziner (JADE) sagte Vorstandsmitglied Hannah Haumann: „Mit den Kompetenzzentren werden Strukturen entstehen, die den Wünschen des Nachwuchses, nämlich den Gründern der JADE, entsprechen.“