Immer mehr Produkte mit der Aufschrift „frei von“ landen in den Verkaufsregalen. Logisch, schließlich macht die Lebensmittelindustrie gute Geschäfte mit der Unsicherheit der Verbraucher. Denn Laktose, Gluten & Co. scheinen inzwischen so manchem als grundsätzlich schädlich. Viele andere vermuten, ebenso bestimmte Nahrungsbestandteile nicht vertragen zu können.
Doch Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind sehr selten: „Ihre Häufigkeit wird wahrscheinlich überschätzt“, so PD Dr. Viola Andresen, Leiterin des Ernährungsteams am Israelitischen Krankenhaus Hamburg. So „ist es sehr strittig, ob es die Histaminunverträglichkeit – gefragte „Modediagnose“ – tatsächlich gibt. Von einer Glutenunverträglichkeit sind nur ein bis drei Prozent der Bevölkerung betroffen. Einzig sie müssen sich ihr Leben lang glutenfrei ernähren. Der „Glutenwahn“ entbehrt auch insofern der Grundlage, „da die Unverträglichkeitssymptome nicht nur von Gluten alleine, sondern auch von anderen Bestandteilen im Getreide ausgelöst sein können“.
Vielfach bringt der Verzicht auch gar nichts, beispielsweise bei einer Malabsorption von Fruktose oder Laktose. Bei den wenigen davon Betroffenen bestehen nur selten Beschwerden. Das konsequente Meiden der Zucker hat auf diese oftmals keinen Effekt: „Die Patienten profitieren nicht davon“. Eine Reduktion der Aufnahme genüge bereits.
Quelle: DGVS- und DGAV-Gemeinschaftskongress vom 13. bis 16.9.2017 in Dresden