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Fall in SachsenErste West-Nil-Virus-Infektion in 2024 – “erhöhte Aktivität”

Mit dem West-Nil-Virus übertragen einheimische Stechmücken seit einigen Jahren einen potenziell tödlichen Erreger. In diesem Jahr könnte es vergleichsweise viele Fälle geben.

Die deutschlandweit verbreitete Culex-Mücke gilt als Hauptvektor für das West-Nil-Virus.

Berlin. Für Deutschland ist inzwischen erstmals in diesem Jahr ein Fall einer von heimischen Stechmücken übertragenen West-Nil-Virus (WNV)-Infektion erfasst worden. Betroffen sei eine Frau, teilte das Robert Koch-Institut (RKI)  mit. Bis zum 23. August seien zudem drei weitere Fälle registriert worden, die auf Reisen in andere Länder zurückgehen. Auch dabei seien Frauen betroffen.

Die von heimischen Mücken übertragene Infektion bei einer Frau aus Sachsen in der Grenzregion zu Brandenburg sei bei der Analyse einer Blutspende-Probe nachgewiesen worden, erklärte Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) in Hamburg.

Hohe Aktivität in diesem Jahr

Mit weiteren Fällen sei zu rechnen: Die verfügbaren Daten wiesen auf eine erhöhte Aktivität hin. So gebe es vergleichsweise viele erfasste Infektionen mit dem Erreger bei Pferden und Vögeln. Vom zuständigen Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) wurden bis zum 23. August 18 Nachweise bei Vögeln und 14 bei Pferden erfasst. “Besonders betroffen sind die Bundesländer Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Sachsen.”

Das RKI erinnert Ärztinnen und Ärzte, im WNV-betroffenen Regionen Personen mit ätiologisch unklaren Enzephalitiden auf WNV untersuchen zu lassen.

Ein weiterer Hinweis auf viele Übertragungen sei die vergleichsweise hohe Zahl eingeschickter auffälliger Proben von Blutspendern, erklärte Schmidt-Chanasit. Dabei sei allerdings zu berücksichtigen, dass der am häufigsten verwendete Screening-Test auch beim Usutu-Virus anschlage.

Dieser Erreger verursacht aktuell ein massives Amselsterben in Deutschland. Menschen können sich Schmidt-Chanasit zufolge damit anstecken, erkranken aber selten.

Langwierige Tests verzögern Diagnose

“Zwischen beiden Viren aufgrund von Sequenzanalysen zu unterscheiden, ist sehr aufwendig und gelingt nicht immer”, erklärte der Virologe. Die langwierigen Tests sorgten zudem für eine zeitliche Verzögerung von einigen Wochen zwischen Probennahme und dem bestätigten Endergebnis basierend auf einer Virus-Sequenzierung. Es könnten also bereits deutlich mehr Infektionen aufgetreten sein, deren gesicherter Nachweis aber noch aussteht.

Generell gibt es beim WNV eine sehr hohe Dunkelziffer nicht erfasster Fälle, da eine Infektion in etwa 80 Prozent der Fälle ohne Symptome verläuft. Bei knapp 20 Prozent gibt es dem RKI zufolge milde, unspezifische Symptome wie Fieber oder Hautausschlag – auch sie bleiben häufig unbeachtet.

Schwerere und tödliche Verläufe des West-Nil-Fiebers betreffen meist ältere Menschen mit Vorerkrankungen. Nur etwa ein Prozent der Infektionen führen zu schweren neuroinvasiven Erkrankungen.

Ausbreitung ins Rhein-Main-Gebiet möglich

Mit einem deutlichen Anstieg der Fallzahlen bei Menschen sei zu rechnen, wenn das Virus sich im dicht besiedelten Rhein-Main-Gebiet auszubreiten beginne, sagte Schmidt-Chanasit. Bisher seien die Mücken dort trotz der klimatisch günstigen Bedingungen wohl noch frei von dem Erreger – es sei aber damit zu rechnen, dass sich das ändere.

Im vergangenen Jahr waren vom RKI sieben von heimischen Mücken übertragene WNV-Infektionen in Deutschland erfasst worden, im Jahr davor 17. Experten gehen von einem Anstieg der Fallzahlen in den kommenden Jahren aus, unter anderem wegen der im Zuge des Klimawandels immer günstigeren Bedingungen für den Erreger. In Süd- und Südosteuropa gibt es schon seit längerem größere Ausbrüche.

Das WNV wurde erstmals 1937 im West-Nil-Distrikt in Uganda festgestellt, in Europa trat es Anfang der 1960er Jahre in Frankreich erstmals auf. In Deutschland wurde im August 2018 erstmals ein mit dem Erreger infizierter Vogel gefunden. 2019 hatte das RKI erstmals Infektionen bei Menschen erfasst, die auf eine Übertragung durch heimische Mücken zurückgingen.

dpa/red

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