Health Literacy ist als Fähigkeit definiert, gesundheitliche Themen sowie den Arzt zu verstehen und daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen. Um diese ist es bei den jungen Erwachsenen zwischen Flensburg und Garmisch äußerst schlecht bestellt: 66 Prozent dieser Altersgruppe tappen bei elementaren medizinischen Sachverhalten im Dunkeln.
Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Gesundheitsreport. Er basiert auf einer Onlinebefragung von 2.000 Bundesbürgern zwischen 18 und 24 Jahren. Die Gesundheitskompetenz wurde anhand der Antworten nach dem EU-weit standardisierten Health Literacy Survey ermittelt.
"Generation Ahnungslos"
17 Prozent der Befragten verfügen über eine inadäquate gesundheitliche Bildung und bei 49 Prozent ist diese problematisch. Gerade nur einmal 34 Prozent bekamen ein "ausreichend" . Damit liegt die Kompetenz in Gesundheitsfragen deutlich unter dem Durchschnitt der deutschen Gesamtbevölkerung. Besorgniserregend ist allerdings auch die Selbsteinschätzung der jungen Erwachsenen. Denn hier gibt es eine enorme Diskrepanz: Über 80 Prozent sind nämlich der Meinung, in gesundheitlichen Belangen "gut Bescheid zu wissen".
Schulfach "Gesundheit" gewünscht
Laut Sozialwissenschaftler Prof. Dr. Klaus Hurrelmann, Senior Professor of Public Health and Education, Hertie School of Governance in Berlin, ist das gesundheitliche Wissen junger Deutscher auch im internationalen Vergleich "alarmierend schlecht". Doch warum? "Sicherlich auch deshalb, weil sie meist gesund sind und sich noch nicht mit diesem Thema auseinandersetzen müssen". Allerdings und "sehr bemerkenswert": Die große Mehrheit der Befragten wünscht sich, dass Gesundheit einen festen Platz im Lehrplan erhält. "Die junge Generation", freut sich Prof. Hurrelmann, "scheint zu spüren, dass Gesundheit ihr höchstes Gut ist und dass Wissen helfen kann, Krankheiten vorzubeugen". Junge Erwachsene sollten nicht nur mehr über Gesundheit lernen, sie wollen es also auch. Doch die "gesundheitliche Alphabetisierung" im deutschen Schulsystem voran zu treiben, erweist sich laut Prof. Hurrelmann derzeit noch "als schwer umsetzbar". Das sollte sich dringend ändern.
Aus dem Reigen der Irrtümer …
… einige der eklatanten Fehleinschätzungen:
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85 Prozent wissen nicht, dass ungeschützter Sex sowohl HIV, HPV als auch Syphilis übertragen kann.
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36 Prozent denken, dass Antibiotika gegen Viren helfen.
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59 Prozent wissen nicht, dass Schlafmangel ein Gesundheitsrisiko darstellt.
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Nur 10 Prozent wissen genau, wie sich Hausärzte finanzieren.
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25 Prozent meinen, es gibt noch die Praxisgebühr.
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14 Prozent kennen nicht den Unterschied zwischen ambulant und stationär.
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31 Prozent glauben, dass nur Männer zu einem Urologen gehen dürfen.
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30 Prozent wissen nicht, dass ein Gynäkologe hauptsächlich Frauen behandelt.
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18 Prozent denken, Orthopäden behandeln auch organische Erkrankungen.
Quelle: "Stada Gesundheitsreport 2017: Die Gesundheitsbildung junger Erwachsener in Deutschland"