Der Nutzen des Mammografie-Screenings für Frauen zwischen 50 und 69 überwiegt klar den potenziellen Schaden. Für Teilnehmerinnen werde die Brustkrebssterblichkeit um etwa 40Prozent gesenkt. Zu diesem Ergebnis kommt ein nach eigenen Angaben unabhängiges Expertengremium, das die International Agency for Research on Cancer (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) einberufen hat. Die Ergebnisse sind im „New England Journal of Medicine“ nachzulesen (doi: 10.1056/NEJMsr1504363).
Für die Nutzen-Schaden-Bilanz werteten sie 20 Kohorten-Studien sowie 20 Fall-Kontrollstudien aus Europa, Australien und Nord-Amerika aus. Diese belegten, dass für Frauen zwischen 50 und 69 Jahren, die regelmäßig am Mammografie-Screening teilnehmen, die Brustkrebssterblichkeit um etwa 40 Prozent gesenkt werde. Das entspricht etwa acht geretteten Leben pro 1.000 Frauen, die 20 Jahre lang regelmäßig das Screening in Anspruch nehmen. Statt 19 würden nur noch elf Todesfälle auftreten, berechnet für durchschnittlich 67 Neuerkrankungen bei 1.000 Frauen zwischen 50 und 69.
Als relevante nachteilige Effekte nennt das IARC falschpositive Ergebnisse und Überdiagnosen. Das geschätzte Risiko für eine Teilnehmerin, in zehn Screening-Runden einen falsch-positiven Befund zu erhalten, liege bei 20 Prozent. Folglich werde eine von fünf Frauen einmal innerhalb der 20 Jahre wegen eines auffälligen Befundes erneut einbestellt, der sich letztlich aber als gutartig erweise. Den Anteil an Überdiagnosen schätzt die IARC auf 6,5 Prozent.
Für die Untersuchung wurden zunächst alle überprüften wissenschaftlichen Ergebnisse herangezogen. Dabei kam das IARC zu dem Schluss, dass die Relevanz der 25 bis 30 Jahre alten randomisierten kontrollierten Studien fraglich ist, da sich Mammografie-Technik und Brustkrebstherapie stark verbessert haben. Die besten Daten zu Effekten eines Mammografie-Screenings lieferten der IARC zufolge die Beobachtungsstudien aus den aktuellen qualitätsgesicherten Brustkrebsfrüherkennungs-Programmen.