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GesundheitspolitikEuropas Gesundheitssysteme sind dringend therapiebedürftig

Die Zufriedenheit mit dem Gesundheitssystem hat einen historischen Tiefstand erreicht – sowohl hierzulande wie im europäischen Durchschnitt. Zudem grassiert in Europa eine Pandemie der Einsamkeit.

Insgesamt sind nur noch 56 Prozent der Europäer mit dem Gesundheitssystem in ihrem Land zufrieden.

Die Gesundheitssysteme werden den Bedürfnissen und Erwartungen vieler Europäer nicht mehr gerecht: Deren Bewertung ist das vierte Jahr in Folge abgesunken, ein neuer Tiefpunkt.

Doch nicht nur hinsichtlich der Beurteilung der gesundheitlichen Versorgung sind die Ergebnisse des STADA Health Reports 2024 alarmierend. Auch die Angaben zur emotionalen Verfassung geben Anlass zur Sorge.

Denn zunehmend mehr Europäer sind einsam. Besonders ausgeprägt ist dieses Gefühl bei jungen Menschen. Doch es gibt auch positive Resultate: Das Vertrauen in die Schulmedizin und vor allem in die Hausärzte ist gestiegen.

Für die repräsentative Online-Studie von Februar bis März 2024 wurden die Antworten von 46.000 Einwohnern aus 23 europäischen Ländern erfasst – ein Stimmungsbild von Belgien bis zum Vereinigten Königreich.

Zufriedenheit europaweit im Sinkflug

Insgesamt sind nur noch 56 Prozent der Europäer mit dem Gesundheitssystem in ihrem Land zufrieden. 2020 waren dies noch 74 Prozent – ein rasanter Rückgang. Besonders stark ist er hierzulande. So zeigten sich 2020 noch achtzig Prozent der Deutschen mit der Qualität ihrer gesundheitlichen Versorgung einverstanden, jetzt nur noch 64 Prozent.

Ähnlich deutliche Verluste gibt es sonst nur in England. Hier rutschte der Zufriedenheits-Score von 85 auf 56 Prozent ab. Bei unseren benachbarten Alpenländern sieht es hingegen besser aus. In Österreich sind 72 Prozent mit dem Gesundheitssystem zufrieden und bei den Eidgenossen sogar 81 Prozent.

Die schlechten Noten haben gute Gründe

Die wachsende Unzufriedenheit kommt nicht von ungefähr. Die Schwierigkeit, einen Arzttermin zu bekommen, steht dabei europaweit mit 54 Prozent an oberster Stelle. In Deutschland geben dies sogar 68 Prozent als größten Mangel an.

Die Tatsache, dass man selbst oder jemand im Umfeld negative Erfahrungen durch unzureichende Versorgung hatte, steht mit 47 Prozent auf dem zweiten Platz. In Schweden wurde dies mit 63 Prozent am häufigsten angegeben, bei den Bundesbürgern nur von 33 Prozent.

Mit 46 Prozent äußert beinahe die Hälfte der Europäer ein generelles Misstrauen gegenüber politischen Entscheidungsträgern im Gesundheitswesen. In Deutschland tun dies 59, in Tschechien sogar 66 Prozent der Befragten.

Konkrete Verbesserungsvorschläge

Trotz aller Kritik gibt es klare Vorstellungen, wie sich die Gesundheitssysteme optimieren lassen. Dazu sollten laut 64 Prozent der Bundesbürger Medikamente im eigenen Land produziert werden, um nicht auf Importe aus dem Ausland angewiesen zu sein. Der EU-Durchschnitt liegt hier bei nur 43 Prozent.

47 Prozent der Europäer sprechen sich für höhere Löhne im Gesundheitsbereich aus. 48 Prozent meinen, dass Gesundheitspolitiker verpflichtend einen medizinischen Background haben sollten.

Vertrauen in die Schulmedizin ist trotz allem gestiegen

Ungeachtet der Unzufriedenheit mit den Gesundheitssystemen nimmt das Vertrauen in die Schulmedizin zu: Zu deren Leistungsfähigkeit und Qualität äußern sich 69 Prozent der Europäer und auch der Deutschen positiv.

Seit 2020 ist das ein Zuwachs von sieben Prozent. Finnland und Spanien stehen mit 84 und 82 Prozent an der Spitze im Ranking.

Hausärztlicher Rat wird hoch geschätzt

Die Basis für das wachsende Vertrauen ruht auf der hausärztlichen Versorgung. Mit 48 Prozent schätzt fast die Hälfte der Europäer ausdrücklich den Rat ihres Hausarztes und ist überzeugt, dass dieser “weiß, was das Beste ist”.

Hausärzte sind auch die wichtigste Informationsquelle, wenn es um den Kauf von rezeptfreien Medikamenten und Nahrungsergänzungsmitteln geht: Ihren Empfehlungen folgen 63 Prozent. Auf die Beratung von Apothekenpersonal gründet bei 54 Prozent die Kaufentscheidung.

Neben der positiven Beurteilung des medizinischen Fachpersonals sind die Fortschritte und Erfolge der Schulmedizin ausschlaggebend dafür, ihr hohes Vertrauen entgegenzubringen.

Sinkende Zufriedenheit einerseits, wachsendes Vertrauen andererseits: Dieser interessante Widerspruch impliziert, dass die Wurzel des Problems offenbar in Mängeln im System und nicht in der Medizin selbst liegt.

Um die Medizin weiter zu stärken, finden 46 Prozent, dass Ärzte einen stärkeren Fokus auf die individuellen Bedürfnisse ihrer Patienten richten sollten. 42 Prozent wünschen sich mehr Empathie und vierzig Prozent sprechen sich für einen ganzheitlicheren Zugang in der medizinischen Versorgung aus.

Eigenverantwortliches Gesundheitsmanagement

Ebenfalls erfreulich ist, dass sich 82 Prozent der Europäer aktiv für den Erhalt und die Förderung ihrer Gesundheit einsetzen. Am meisten engagiert sind hier die Österreicher, gefolgt von den Spaniern und Finnen. Deutschland liegt wie Frankreich im Mittelfeld, die osteuropäischen Länder stehen auf den letzten Plätzen.

Die Hälfte der Europäer unterstützt ihre Gesundheit durch regelmäßige körperliche Aktivität und eine gesunde Ernährung. 32 Prozent bauen auf Nahrungsergänzungsmittel.

Weniger einsam, aber auch weniger glücklich

Einsamkeit ist laut WHO angesichts ihrer Auswirkungen wie vermehrte Herz-Kreislauferkrankungen oder Schlaganfälle ein Risiko für die öffentliche Gesundheit [1]. Inzwischen sind 52 Prozent der Europäer davon betroffen, bei den Jüngeren zwischen 18 und 34 Jahren sogar 63 Prozent.

An übermäßiger Nutzung der sozialen Medien liegt das nicht. Vielmehr ist zu viel Arbeit der Grund, weshalb die Hälfte aus dieser Altersgruppe eine bessere Work-Life-Balance fordert.

Die Deutschen sind im europäischen Vergleich mit 41 Prozent am wenigsten einsam. Dennoch sind sie unglücklicher als der Rest Europas. Während sich hier im Schnitt 67 Prozent als glücklich bezeichnen, behaupten das nur 56 Prozent der Bundesbürger von sich. Als “Hans im Glück” ganz oben stehen übrigens die Niederländer mit achtzig Prozent.

Quellen: Internationale Pressekonferenz zum 10. STADA Health Report am 24. Juni 2024 in Rom

1. Loneliness and social isolation are health risks (who.int)

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