Berlin. Künstliche Intelligenz (KI)-Technologien eröffnen auch in der hausärztlichen Versorgung viele Möglichkeiten zur Verbesserung der Patientenversorgung und der Praxisorganisation. Gleichzeitig birgt ihr Einsatz aber auch Risiken.
Mögliche Anwendungsbereiche sowie notwendige Rahmenbedingungen zum Einsatz von KI in den Praxen, hat die AG Digitales im Hausärztinnen- und Hausärzteverband im neuen Positionspapier “KI in der Hausarztpraxis” zusammengefasst.
Zu den Chancen des Einsatzes von KI zählen zum Beispiel die Unterstützung bei der Diagnostik und Therapieplanung, die Entlastung von administrativen Aufgaben und eine bessere Interaktion mit Patienten.
Seltene Erkrankungen schneller erkennen
Komplexere und seltene Krankheitsbilder könnten dank KI-Unterstützung beispielsweise möglicherweise schneller erkannt werden. Denn oft fehlen hier die Erfahrungswerte.
Bei der Unterstützung der Interaktion mit Patienten nennt Dr. Kristina Spöhrer, Sprecherin der AG Digitales im Hausärztinnen- und Hausärzteverband zum Beispiel den Bereich Sprachübersetzung oder Übersetzung komplexer medizinischer Sachverhalte in eine einfache Sprache. Spöhrer: “Hier kann KI gerade in Praxen, in denen ein hoher Anteil von Personen nichtdeutscher Muttersprache versorgt wird, einen enormen Beitrag zur Arzt-Patienten-Kommunikation leisten – und das ist natürlich längst keine Zukunftsmusik mehr.”
Wer haftet bei KI-gestützten Entscheidungen?
Auch bei Routineaufgaben, wie das Sortieren von Befunden oder die Transkription von Arzt-Patientengesprächen kann die KI für Entlastung sorgen. KI-Gestützte Ablagesystem können auch helfen, Patientenakten effizienter zu verwalten und relevante Informationen schnell auffindbar zu machen.
Damit der KI-Gebrauch sicher und effizient von statten geht, hat der Hausärztinnen- und Hausärzteverband auch wichtige Anforderungen formuliert.
Oberste Priorität habe beispielsweise der Schutz sensibler Patientendaten. Deshalb müssen KI-Systeme die strengen Datenschutzrichtlinien erfüllen. Auch müsse klar und nachvollziehbar sein, an welchen Stellen KI zum Einsatz kommt. Ein weiterer Punkt, der Klärung bedarf, ist die Frage der Haftung bei Fehlern oder Fehlbehandlungen bei KI-gestützten Entscheidungen.
Für sichere und einfache Integration sorgen
Ganz wichtig aus Sicht des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes ist auch, dass PVS-Hersteller marktoffene Schnittstellen für die Einbindung von KI-Tools in der hausärztlichen Versorgung schaffen. Die Entwicklung und Implementierung von KI-Anwendungen sollten dabei in enger Abstimmung mit praktisch tätigen Hausärztinnen und Hausärzten erfolgen.
“Wir kennen es mittlerweile aus zu vielen Digitalprozessen: Wenn unsere Praxissoftware nicht mitmacht, können noch so viele sinnvolle Digitalanwendungen auf den Markt kommen – in die Praxis schaffen sie es dann trotzdem nicht! Hier müssen die PVS-Hersteller endlich einen new turn einlegen und die Hürden für eine sichere und einfache Integration von IT-Tools in unsere Praxen abbauen,” betont Prof. Nicola Buhlinger-Göpfarth, Co-Bundesvorsitzende Hausärztinnen- und Hausärzteverband.
Politik und PVS-Hersteller gefragt
“KI hat das Potenzial, uns Hausärztinnen und Hausärzte wie auch unsere Praxisteams – gerade auch angesichts des enormen Versorgungsdrucks – deutlich zu entlasten und zu unterstützen. Klar ist aber auch: Auf die richtigen Rahmenbedingungen kommt es an. Unabdingbar sind neben einem klaren regulativen Rahmen eine effiziente und sichere Integration in unseren Praxisablauf. Hier sind die politischen Entscheider, aber insbesondere auch die PVS-Hersteller gefragt!”, erklären die beiden Bundesvorsitzenden Buhlinger-Göpfarth und Dr. Markus Beier.
Das Positionspapier „Künstliche Intelligenz (KI) in der Hausarztpraxis“ finden Sie unter: Positionspapier