Wenn bei Kindern und Jugendlichen mit akuter Rhinosinusitis eine Antibiotika-Therapie indiziert ist, sollte besser mit Amoxicillin und nicht mit Amoxicillin plus Clavulansäure behandelt werden. Beide Therapien sind zwar ähnlich wirksam, bei den unerwünschten Wirkungen schneidet eine Behandlung mit Amoxicillin plus Clavulansäure aber schlechter ab.
Das berichtet ein britisches Forschungsteam, das sich für eine Kohortenstudie die Daten von rund 200.000 Kindern und Jugendlichen unter 17 Jahren angeschaut hat. Bei allen Kindern war im ambulanten Bereich eine akute Rhinosinusitis diagnostiziert und am selben Tag entweder Amoxicillin oder Amoxicillin plus Clavulansäure (jeweils n = 99.471) verschrieben worden.
Die Kinder in den beiden Studiengruppen waren per Propensity Score gematcht worden, um Stichprobenverzerrungen zu vermeiden.
Ein Therapieversagen war in beiden Gruppen selten, insgesamt trat ein solcher Fall bei 1,7 Prozent der Kinder ein. Ein schweres Therapieversagen, bei dem eine Klinikeinweisung nötig wurde, gab es nur bei 0,01 Prozent der Kinder. Unterschiede zwischen den beiden Therapieoptionen zeigten sich hierbei nicht.
Allerdings lag bei Kindern, die Amoxicillin plus Clavulansäure erhalten hatten, das Risiko für gastrointestinale Nebenwirkungen um 15 Prozent signifikant höher (Relatives Risiko, RR: 1,15), und auch das Risiko für Pilzinfektionen war um 33 Prozent erhöht (RR: 1,33).
Fazit für die Praxis: Bei Kindern mit akuter Rhinosinusitis, bei denen eine Antibiotika-Therapie indiziert ist, ist Amoxicillin die erste Wahl. Die deutsche S2k-Leitlinie (AWMF-Register-Nr. 017-049) wird derzeit überarbeitet. Sie empfiehlt bei einer akuten Rhinosinusitis in der Regel keine Antibiotikatherapie.
Sollte ein Antibiotikum indiziert sein (z.B. bei bestimmten Vorerkrankungen), empfiehlt auch die S2k-Leitlinie als erste Wahl Amoxicillin bzw. ein Cephalosporin. Als Mittel der zweiten Wahl gelten Makrolide, Amoxicillin plus Clavulansäure, Doxycyclin oder Co-Trimoxazol.
Quelle: doi 10.1001/jama.2023.15503