Die Diskussion um das richtige Maß beim Alkoholkonsum reißt nicht ab. Jetzt im Fokus: Wirken geringe Mengen tatsächlich lebensverlängernd? Eine neue Metaanalyse aus Kanada möchte zu dieser Frage endlich reinen Wein einschenken – und kommt zu eher ernüchternden Ergebnissen.
Die Auswertung umfasste 107 Kohortenstudien mit mehr als 4,8 Millionen Personen und 425.564 Todesfällen, die zwischen Januar 1980 und Juli 2021 veröffentlich wurden. Ein signifikant reduziertes Risiko in puncto Gesamtmortalität gegenüber Abstinenzlern war weder bei Gelegenheitstrinkern (<1,3 g Alkohol täglich, relatives Risiko (RR): 0,96, p=0,41) noch bei Wenigtrinkern (1,3 bis 24 g täglich, RR: 0,93, p=0,07) nachweisbar.
Wenig überraschend nahm bei höherem Alkoholkonsum das Sterblichkeitsrisiko zu: Bei 25 bis 44 g Alkohol pro Tag (zur Einordnung: Auf 25 g Alkohol kommt man mit etwa 0,25 l Wein oder 0,6 l Bier) war es leicht, aber nicht signifikant erhöht (RR: 1,05, p=0,28), und stieg bei 45 bis 64 g (RR: 1,19) und 65 g oder mehr (RR: 1,35) jeweils signifikant an (p<0,001).
Für Frauen war bereits ab 25 g Alkohol täglich eine signifikante Zunahme der Gesamtmortalität zu verzeichnen, bei Männern ab 45 g täglich.
Bei der Datenanalyse wurden zwar wichtige Einflussfaktoren berücksichtigt, allerdings verweist das Autorenteam auf ungelöste Probleme, wie ehemalige und gelegentliche Alkoholkonsumenten in den Referenzgruppen; zudem wären jüngere Kohorten in Längsschnittuntersuchungen wichtig.
Fazit für die Praxis: Gegen ein Gläschen Wein oder ein Feierabendbier ist wohl im Allgemeinen wenig zu sagen – ein längeres Leben sollte man sich davon aber vielleicht nicht erhoffen.
Quelle: doi 10.1001/jamanetworkopen.2023.6185