Bei der Früherkennung kindlicher Entwicklungsstörungen klafft eine Lücke, bezahlt doch nicht jede Kasse die zusätzlichen Vorsorgen U10, U11 und J2. Das könnte sich bald zumindest teilweise ändern. Im Oktober startet der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) seine Beratungen, ob die Kassen eine “neue U10” für Neun- bis Zehnjährige übernehmen sollen (siehe Artikel “GBA berät über Einführung einer neuen “U10”).
Dieser Anstoß der Patientenvertretung aus dem G-BA kommt zur rechten Zeit. Denn immer noch sind viele Kinder und Jugendliche angeschlagen durch die Herausforderungen in der Corona-Pandemie [1], sei es durch den Verzicht auf Freunde und Sport oder familiäre Belastungen durch Schule und Arbeiten von zuhause aus.
Die “neue U10” könnte genau solche Probleme in den Blick nehmen, etwa wie es um die Entwicklung von Psyche und körperlicher Aktivität steht, aber auch den Umgang mit Medien thematisieren.
Damit ein solches Angebot gut angenommen wird, sollte man aus den bisherigen Erfahrungen lernen. So zeigen etwa KiGGS-Studie [2]und Abrechnungsdaten des Zi [3], dass die U-Vorsorgen weit besser wahrgenommen werden: Nehmen an U1 bis U9 rund 98 Prozent der Kinder teil, so sind es bei der J1 nur 43 Prozent.
Eine “verpflichtende” U10 würde also die Vorsorgelücke zwischen sechs und 13 Jahren schließen. Würde die J1 künftig auch im gelben Heft dokumentiert, soll dies die Teilnahme ebenso steigern, hofft der G-BA.
Positiv haben sich in den vergangenen Jahren zudem die Einladungen der Kassen an Versicherte und Eltern, die Honorierung in Kassen- Bonusprogrammen sowie öffentliche Aufklärung erwiesen [2]. Sollte es eine “neue U10” geben, sollte die Selbstverwaltung Sie als Hausärztinnen und Hausärzte aus zwei Gründen einbinden: Erstens helfen Sie vielerorts bereits, die Versorgung von Kindern zu sichern. Zweitens wäre das Alter von neun bis zehn Jahren gut geeignet, damit der Übergang in die hausärztliche Versorgung gut gelingt, meint
Ihre Johanna Dielmann-von Berg
Chefredakteurin “Der Hausarzt”
Quellen:
- Abschlussbericht der Interministeriellen Arbeitsgruppe „Gesundheitliche Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche durch Corona“; 8.2.2023
- Schmidtke C et al. Inanspruchnahme der Früherkennungsuntersuchungen für Kinder in Deutschland – Querschnittergebnisse aus KiGGS Welle 2. Journal of Health Monitoring · 2018 3(4); doi: 10.17886/RKI-GBE-2018-093 (abgerufen am 29.8.23)
- Riens B, Mangiapane S.; Teilnahme an der Jugendgesundheitsuntersuchung J1 – Eine retrospektive Kohortenstudie. Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (2013)