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"Jeder Fehler zählt"Anamnese schützt vor Überversorgung

Auch im modernen Zeitalter der Medizin mit schnell verfügbaren Labor- und Mikrobiologieergebnissen: Die Anamnese bleibt einer der wichtigsten Bausteine der hausärztlichen Sprechstunde.

Bei einer Befragung der DEGAM-Mitglieder gaben 70 Prozent an, dass Überversorgung bis zu zehnmal täglich auftritt (Symbolbild).

In dem beschriebenen Fall kam die Patientin zu Schaden, indem zu schnell zur apparativen Diagnostik gegriffen wurde, anstatt eine gründliche (Medikamenten-)Anamnese durchzuführen.

In Deutschland ist Überversorgung, also das Durchführen nicht indizierter, überflüssiger Leistungen weit verbreitet. 2021 gaben 70 Prozent der befragten Mitglieder der deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (ein Viertel der Teilnehmenden waren niedergelassen) an, dass Überversorgung mehrfach die Woche, bis zu zehnmal täglich auftritt.

Ressourcen schonen

Zu den negativen Folgen für Patientinnen und Patienten gehören:

  1. Mögliche Schäden durch diagnostische Eingriffe und potenziell unnötige Folgebehandlungen.
  2. Verunsicherung der Patientinnen und Patienten.
  3. Förderung von Antibiotikaresistenzen.

Zusätzlich zu den potenziell negativen Folgen für Patientinnen und Patienten ist Überversorgung auch für das Klima schädlich. Die meisten Emissionen im Gesundheitssystem entstehen durch Medikamente, medizinische Ausrüstung und Verbrauchsmaterial.

In Deutschland entstehen etwa 8.000.000 Tonnen CO2 im Jahr durch Überversorgung – das ist so viel, wie bei einer Autofahrt über 40.000.000.000 km mit einem mittelalten Benziner-PKW entsteht.

Zusätzlich kommt es zu einer unnötigen Steigerung der Gesundheitsausgaben (für die Krankenkassen und im Falle von Privatleistungen = IGeL auch direkt für die Patientinnen und Patienten). Durch vermiedene Überversorgung, kann nicht nur Schaden von Patienten durch eine nicht notwendige Behandlung abgewendet werden, sondern durch verringerten CO2-Ausstoß auch Ressourcen im Gesundheitssystem geschont werden.

Zur Überversorgung im Praxisalltag hat die DEGAM eine Leitlinie mit dem Titel “Schutz vor Über- und Unterversorgung” veröffentlicht, in der konkrete Handlungsempfehlungen für wichtige allgemeinmedizinische Krankheitsbilder gegeben werden (www.hausarzt.link/gYMiJ).

Die Autoren erklären, dass keine Interessenkonflikte vorliegen.

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