Höhere Mortalität bei Prädiabetes
Von einem Prädiabetes spricht man, wenn eines der folgenden Merkmale vorliegt: abnormale Nüchternglukose, gestörte Glukosetoleranz oder ein erhöhter HbA1c-Wert. Eine umfangreiche Metaanalyse ergab, dass der Prädiabetes im Vergleich zur Normoglykämie mit einem erhöhten Risiko für die Gesamtmortalität und Herz-Kreislauf-Erkrankungen assoziiert ist. Dies gilt sowohl für die Allgemeinbevölkerung als auch für Patienten mit vorbestehenden atherosklerotischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das erhöhte Sterberisiko lag hauptsächlich bei einer Nüchtern-Plasmaglukose in einem Bereich von 6,1-6,9 mmol/L .Bisher konnte allerdings in Studien bei Prädiabetikern keine Verbesserung des makrovaskulären Outcomes und der Sterblichkeit mit Lebensstilinterventionen oder Metformin nachgewiesen werden (Wolfgang Rathmann, Düsseldorf).
Mehr Amputationen bei Diabetikern
Bei einer PAVK besteht die Indikation zur Revaskularisierung nur bei symptomatischen Patienten. Bei Claudicatio kann eine solche nach Ausschöpfung konservativer Maßnahmen zur Verbesserung der Gehstrecke und der Lebensqualität durchgeführt werden. Bei einer kritischen Extremitätenischämie muss die Revaskularisierung möglichst rasch zur Verhinderung des Extremitätenverlusts erfolgen. Krankenkassendaten sprechen dafür, dass Diabetiker mit Gewebedefekten im Hinblick auf Revaskularisationen unterversorgt sind mit konsekutiv höherer Amputationsrate. Erhebliche Fehlstellungen beim Charcot-Fuß erfordern eine chirurgische Therapie. Auch bei infizierten Charcot-Füßen kann ein solcher Eingriff mit Fixateur externe häufig eine Amputation verhindern (Sabine Steiner, Leipzig).
Risikofaktor Hyperinsulinämie
Nicht jeder adipöse Patient hat ein erhöhtes Mortalitätsrisiko, sondern nur die mit erhöhten endogenen Insulinspiegeln oder erhöhten Entzündungsparametern. Auch der enge Zusammenhang zwischen Adipositas und nicht-alkoholischer Fettleber lässt sich durch die Hyperinsulinämie erklären, da gerade die Leber das Organ ist, das aufgrund der anatomischen Lage mit den höchsten endogenen Insulinspiegeln in Kontakt kommt (Stephan Martin, Düsseldorf).
Welche Diät für den Typ-2-Diabetiker?
Eine große Metaanalyse kommt zu dem Schluss, dass eine kalorienarme ketogene Diät eine wirksame diätetische Maßnahme zur Kontrolle des Körpergewichts und des Blutzuckerspiegels sowie zur Verbesserung des Lipidprofils bei übergewichtigen Typ-2-Diabetikern darstellt. Andere Studien konnten zeigen, dass eine fettarme Kost weder zur Gewichtsabnahme noch zur Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen empfohlen werden sollte (Stephan Martin, Düsseldorf).
Diabetes und Psyche
Die Komorbidität zwischen unterschiedlichen psychischen Erkrankungen (Depression, Angststörungen, Essstörungen) und dem Typ 1- und Typ-2-Diabetes ist hoch, sowohl im Erwachsenen- als auch im Kindesalter. Psychische Störungen treten bei Diabetikern etwa doppelt so häufig auf als bei Stoffwechselgesunden. Eine solche psychische Komorbidität ist immer mit einem ungünstigen Krankheitsverlauf des Diabetes und einer erhöhten Mortalität verbunden. Dies könnte bedingt sein durch ein maladaptives Krankheitsverhalten aber auch durch physiologische und neuroendokrinologische Veränderungen, die den Verlauf körperlicher Erkrankungen negativ beeinflussen. Deshalb sollten Diabetiker regelmäßig auf das Vorliegen einer psychischen Erkrankung gescreent werden.
Früher Stress in der Kindheit kann Langzeitfolgen nicht nur für die psychische, sondern auch für die körperliche Gesundheit haben. Studien konnten zeigen, dass Patienten mit einem Diabetes häufiger frühe Krankheitstraumata erlebt haben. Bei Langzeiteinnahme von Antidepressiva kommt es in der Regel zu einer Gewichtszunahme und somit zu einem erhöhten Risiko für die Manifestation eines Typ-2-Diabetes.
Metformin gilt als pleiotropes Medikament, das neben der Wirkung als Antidiabetikum noch viele andere auf eine Reihe von Zielstrukturen ausgerichtete Effekte besitzt. Interessant ist eine mögliche positive Wirkung auf depressive Symptome. In einer dänischen Registerstudie konnten bei depressiven Diabetikern im Vergleich zu Placebo die depressiven Symptome signifikant reduziert werden. Auch wurde die Kognition verbessert. Der Wirkmechanismus ist noch nicht erforscht (Martina de Zwaan, Hannover).