Was bringt ein KHK-Screening?
Bisher ist nicht bekannt, ob ein systematisches populationsbasiertes Screening auf kardiovaskuläre Risikofaktoren und subklinische kardiovaskuläre Erkrankungen die Gesamtsterblichkeit reduzieren kann. Vor diesem Hintergrund wurden in Dänemark randomisiert 46.600 Männer in einem Alter von 65 bis 74 Jahren zu einem Screening-Programm eingeladen, wobei 37 Prozent dieser Einladung nicht nachkamen.
Das Programm umfasste die Bestimmung des koronaren Kalkscores mittels CT, ein Screening auf Vorhofflimmern, eine Messung des Knöchel-Arm-Index und Laboruntersuchungen (Blutzucker und Lipide). Der primäre Endpunkt war die Gesamtsterblichkeit.
Nach einem Follow-up von 5,6 Jahren ergab sich kein statistisch signifikanter Unterschied. In der Screening-Gruppe waren 12,6 Prozent verstorben im Vergleich zu 13,1 Prozent in der Kontrollgruppe. In der gescreenten Gruppe wurden mehr Lipidsenker und Plättchenhemmer eingesetzt, was mit einer höheren Inzidenz von Blutungsereignissen (6,8 Prozent vs. 6,3 Prozent) einherging (Ulrich Laufs, Leipzig).
Ischämie-Screening nach PCI
Eine Belastungsuntersuchung gehört zum Standardprogramm nach einer PCI. Doch kann damit die Prognose des Patienten verbessert werden? Dieser Frage ist man im Rahmen der Post-PCI-Studie nachgegangen.
Eingeschlossen wurden 1.706 Koronarpatienten, von denen 21 Prozent eine Hauptstammstenose, 43,5 Prozent eine Bifurkationsstenose und 69,8 Prozent eine Mehrgefäßerkrankung hatten. Nach Randomisierung erhielten die Patienten entweder einen funktionellen Stresstest nach einem Jahr oder die übliche Nachsorge.
Als Endpunkt wurde die Kombination aus Tod, Herzinfarkt und Krankenhausaufnahme wegen instabiler Angina pectoris festgesetzt. Diesen Endpunkt erreichten nach zwei Jahren Nachbeobachtung 5,5 Prozent in der getesteten Gruppe, in der Kontrollgruppe waren es 6 Prozent.
Der Unterschied war statistisch nicht signifikant. Auch gab es bezüglich der einzelnen Komponenten des kombinierten Endpunkts keinen Unterschied. Nach zwei Jahren war bei 12,3 Prozent der getesteten Patienten eine erneute Koronarangiografie durchgeführt worden, in der Kontrollgruppe bei 9,3 Prozent. Dies war auch mit einer höheren Revaskularisationsrate (8,1 Prozent versus 5,8 Prozent) assoziiert (Ulrich Laufs, Leipzig).
Diabetes: Co-Agonisten gehört die Zukunft
Twincretine sind Substanzen, bei denen in einem Molekül Agonisten zweier Inkretinrezeptoren eingebaut sind, bei drei Agonisten spricht man von Trincretinen. Twincretine, für die bereits klinische Daten vorliegen, sind der GLP-1-/Glucagon-Agonist Cotadutide und der GLP-1-/GIP-Agonist Tirzepatide.
Diese Substanzen haben das Potenzial, bei adipösen Typ- 2-Diabetikern eine klinisch bedeutsame Verbesserung von Blutzucker und Körpergewicht zu bewirken.
Der GIP/GLP-1-Agonist Tirzepatide wurde zunächst mit Dulaglutid und Placebo verglichen. Es zeigte sich eine stärkere Gewichtsabnahme unter dem Twincretin (-11,3 kg vs. -2,7 kg). Bezüglich gastrointestinaler Nebenwirkungen gab es keine relevanten Unterschiede zwischen den beiden Verum-Gruppen.
In einer neuen Studie wurde Tirzepatide mit dem Basalinsulin Glargin bei 1.995 Typ-2-Diabetikern, die nicht optimal eingestellt waren und ein hohes kardiovaskuläres Risiko trugen, verglichen. Nach 52 Wochen zeigte sich unter 15 mg Tirzepatide ein signifikanter HbA1c-Abfall von 2,58 Prozent, in der Glargin-Gruppe waren es nur 1,44 Prozent.
Nebenwirkungen (Nausea, Durchfall, Appetitabnahme, Erbrechen) traten unter Tirzepatide häufiger auf, Hypoglykämien aber seltener (9 Prozent vs. 19 Prozent). Bei einer entsprechenden Adjustierung traten MACE-4-Ereignisse (kardiovaskulärer Tod, Myokardinfarkt, Schlaganfall, instabile Angina pectoris) in beiden Gruppen gleich häufig auf (3 Prozent unter Tirzepatide vs. 4 Prozent unter Glargin).
Es werden verschiedene potenzielle Interaktionen diskutiert, über die es mit den beiden “Inkretinschenkeln” zu dem eindrucksvollen Netto-Effekt kommen könnte: GIP verstärkt die Aktivität von GLP-1 und GLP-1 sensibilisiert den GIP-Rezeptor (Ulrich Laufs, Leipzig).
Paracetamol bei Hypertonie
Paracetamol wird aufgrund seiner guten Verträglichkeit häufig bei chronischen Schmerzen als Mittel der ersten Wahl eingesetzt. Dass NSAR den Blutdruck erhöhen und die Wirksamkeit von Antihypertensiva herabsetzen können, ist gut belegt. Ob dies auch für Paracetamol gilt, war bisher unbekannt.
Dieser Fragstellung ist man jetzt im Rahmen einer klinischen Studie nachgegangen. Innerhalb der zweiwöchigen Einnahmephase stieg der Blutdruck im Vergleich zu Placebo signifikant. Dieser Anstieg fand sich sowohl bei behandelten als auch bei unbehandelten Hypertonikern.
Die Einnahme natriumhaltiger Para-cetamol-Präparate war auch mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Endpunkte (Herzinfarkt, Schlaganfall, Herzinsuffizienz) assoziiert. Dies galt sowohl für Hypertoniker als auch für Normotoniker.
Bei einer analgetischen Langzeittherapie mit Paracetamol sollten die blutdrucksteigernden Effekte berücksichtigt und die Gabe von natriumhaltigen Paracetamol kritisch überdacht werden (Felix Mahfoud, Homburg/Saar).
Nachsalzen ist gefährlich
Für Konsumenten ist es schwierig zu ermitteln, wie viel Salz in der Nahrung enthalten ist, da Fertig-Nahrungsmittel bereits viel Salz enthalten. Dagegen sind Empfehlungen zum aktiven Nachsalzen einfacher zu kommunizieren und umzusetzen.
Eine britische Studie konnte zeigen, dass regelmäßiges Nachsalzen mit einer erhöhten Sterblichkeit assoziiert ist (Ulrich Laufs, Leipzig).
Nahrungsergänzungsmittel beeinflussen das LDL-Cholesterin nicht
Nicht selten wird das Statin vom Patienten abgesetzt aus Angst vor etwaigen Nebenwirkungen. Stattdessen vertraut man auf Nahrungsergänzungsmittel in der falschen Annahme, damit das LDL-C senken zu können.
In einer Studie zeigte sich allerdings, dass Nahrungsergänzungsmittel ungeeignet sind, um das LDL-Cholesterin zu senken. Dagegen führt eine regelmäßige Einnahme eines Statins schon in geringer Dosierung zu einer robusten LDL-C-Senkung.
Auch unterliegen Nahrungsergänzungsmittel nicht den Qualitätskontrollen von Arzneimitteln. Die genauen Inhaltsstoffe und die Sicherheit einer langfristigen Einnahme sind unbekannt (Ulrich Laufs, Leipzig).
SGLT2-Hemmung schützt Herz und Niere
Eine SGLT2-Hemmung bei chronischer Niereninsuffizienz reduziert das Auftreten sowohl von renalen als auch von kardialen Ereignissen.
Diese günstigen Effekte waren nicht an das Vorliegen eines Diabetes gebunden. Auch die Genese der Niereninsuffizienz beeinflusste den Therapieeffekt nicht (Felix Mahfoud, Homburg/Saar).