Viele Leitlinien empfehlen niedermolekulares Heparin zur Thromboseprophylaxe bei Patientinnen und Patienten mit Frakturen, bisher fehlten aber Daten über die Wirksamkeit im Vergleich mit Acetylsalicylsäure (ASS). Eine randomisierte Beobachtungsstudie hat genau das nun untersucht.
Teil nahmen Erwachsene, die eine operativ versorgte Fraktur einer Extremität oder eine Becken- oder Hüftgelenksfraktur hatten. 12.211 Studienteilnehmer bekamen randomisiert über im Mittel 21 Tage entweder ASS in der Dosierung 81 mg/2x täglich (n=6.101) oder niedermolekulares Heparin 30 mg/2x täglich (Enoxaparin, n=6.110).
Sie waren im Schnitt 44,6 Jahre alt; 0,7 Prozent hatten eine venöse Thromboembolie und 2,5 Prozent eine Krebserkrankung in der Vorgeschichte.
47 Personen (0,78 Prozent) in der ASS-Gruppe und 45 Personen (0,73 Prozent) in der Gruppe mit niedermolekularem Heparin starben innerhalb von 90 Tagen an jeglicher Ursache (primärer Endpunkt). Der Unterschied betrug damit lediglich 0,05 Prozentpunkte.
Bei den sekundären Endpunkten zeigte sich: Tiefe Venenthrombosen (TVT) traten bei 2,51 Prozent der Patienten in der ASS-Gruppe und bei 1,71 Prozent in der Gruppe mit Enoxaparin auf (Unterschied 0,8 Prozentpunkte). Hier könnte sich also zumindest rein rechnerisch ein kleiner Vorteil von Enoxaparin andeuten.
Die Inzidenz von Lungenembolien (1,49 Prozent in beiden Gruppen), Blutungskomplikationen und anderen schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen war vergleichbar.
Fazit für die Praxis: Das Team geht davon aus, dass bei Patientinnen und Patienten mit operativ versorgten Extremitäten-, Becken- oder Hüftgelenksfrakturen eine Thromboseprophylaxe mit ASS einer Prophylaxe mit niedermolekularem Heparin nicht unterlegen ist, um Todesfälle zu verhindern. Unter ASS könnte es den Studienergebnissen zufolge aber ein etwas höheres Risiko für eine TVT geben.
cq
Quelle: DOI 10.1056/NEJMoa2205973