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KongressberichtCannabis: Ein Therapieversuch kann sich lohnen

Arzneimittel aus Cannabis werden insbesondere bei Schmerzen eingesetzt – und hier liegt auch die beste Evidenz vor. Doch auch bei anderen Indikationen sind Erfolge zu verzeichnen, etwa bei Fibromyalgie oder psychiatrischen Erkrankungen.

Den Cannabis-Wirkstoffen THC, CBD und Terpene werden verschiedene Wirkungen zugeschrieben.

Die drei wichtigsten Wirkstoffe der Cannabispflanze sind Tetrahydrocannabinol (THC), Cannabidiol (CBD) und Terpene. Ihnen werden unterschiedliche Wirkungen zugeschrieben: THC hat zum Beispiel schmerzreduzierende Eigenschaften, CBD wirkt entzündungshemmend und ebenfalls schmerzlindernd während Terpene den Schlaf fördern und antidepressiv wirken.

Insgesamt, so Dr. med. Dipl.-Chem. Konrad Cimander aus Hannover, biete die Pflanze mit bis zu 600 Inhaltsstoffen ein enormes Potenzial.

Mehrheitlich positive Effekte

Für Schmerzen liegt die beste Evidenz vor und in diesem Bereich wird Cannabis vorwiegend eingesetzt. Das zeigt auch der aktuelle, vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) veröffentlichte Abschlussbericht für die Begleiterhebung zur Anwendung von Cannabisarzneimitteln (www.hausarzt.link/jTA77). Demnach erfolgten über 75 Prozent der ausgewerteten Behandlungen aufgrund chronischer Schmerzen.

Ein positiver Therapieeffekt wurde bei 73 Prozent der Behandelten festgestellt. Vor allem Cannabisblüten führten zu einer Verbesserung der Symptome – bei 63,2 Prozent stellte sich eine deutliche Verbesserung ein, bei Cannabisextrakt lag der Anteil bei fast 32 Prozent.

Eine Verschlechterung wurde selten berichtet, bei einem Viertel der Behandelten veränderte sich die Symptomatik nicht. Die Autoren weisen jedoch darauf hin, dass sich die Wirksamkeit nicht anhand des Therapieerfolgs beurteilen lässt und dass insbesondere der Placeboeffekt nicht eingeordnet werden kann.

Nebenwirkung sind unter Cannabisarzneimittel zwar häufig, führen jedoch nur selten zum Therapieabbruch – daher sei grundsätzlich von weniger schwerwiegenden Nebenwirkungen auszugehen. Allerdings seien psychotische Nebenwirkungen (auch bei niedrigen Dosierungen bzw. nach längeren nebenwirkungsfreien Therapieintervallen) nicht zu unterschätzen.

Erfolge auch bei weniger belegten Indikationen

Weitere Indikationen umfassen Spastik bei Multipler Sklerose, Chemotherapie-bedingte Übelkeit und Erbrechen, Untergewicht, Appetitlosigkeit und Kachexie sowie Fibromyalgie, insbesondere mit Schlafstörungen.

Cimander schilderte den Fall einer älteren Fibromyalgie-Patientin, die sich aufgrund ihrer Schmerzen sozial zurückzog und seit mehreren Jahren kaum mehr gehen konnte. Nach einer fünfjährigen Behandlung mit einem balancierten Cannabis-Vollextrakt ist die Patientin wieder beweglich und hat Freude an weiten Spaziergängen.

“Die Therapiehoheit liegt beim Arzt. Aufgrund des vielseitigen Wirkprofils lohnt der Therapieversuch auch bei weniger belegten Indikationen”, betonte Cimander, der Cannabis auch gerne bei psychiatrischen Erkrankungen einsetzt.

Beispielhaft berichtete der Allgemeinmediziner und Chemiker von einer jungen, traumatisierten Patientin mit dissoziativen Anfällen. Seitdem sie Cannabinoide bekommt, hat sie praktisch keine Anfälle mehr und wenn doch, sind diese nur sehr leicht und kaum spürbar.

Quelle: 3. Medicinal Cannabis Congress, Satelliten-symposium: “Cannabinoide als Medizin – Zwischen Anspruch und Wirklichkeit” in Berlin und hybrid.

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