Ein um 75 Prozent verringertes Infektionsrisiko verspricht ein “Anti-Corona-Nasenspray” des Herstellers Virx, das kürzlich in einer Anzeige in einer überregionalen Tageszeitung beworben wurde. Das berichtet das “arznei-telegramm”, das sich nun dazu geäußert hat.
Neben dem verringerten Infektionsrisiko werbe der Hersteller auch damit, das Nasenspray inaktiviere die Viren “innerhalb von zwei Minuten” und reduziere die Viruslast bei Infizierten innerhalb von 48 Stunden um “mehr als 99 Prozent”. Zudem soll es die Dauer der Infektion “um die Hälfte” verkürzen.
Das arznei-telegramm schreibt dazu: “Als Wirksamkeitsbeleg für die Verkürzung der Infektionsdauer wird vor allem eine randomisierte doppelblinde, placebokontrollierte Studie aus Indien herangezogen, die [..] wegen massiver methodischer Mängel ohne Aussagekraft bleibt. So werden mehr als 30 Prozent der Teilnehmer nachträglich wegen eines negativen PCR-Tests ausgeschlossen, in die Hauptanalysen gehen zudem nur ‚Hochrisiko‘-Patienten ein (42 bzw. 45 Prozent der ursprünglich [306] randomisierten Personen).”
Weiter heißt es: “Die behauptete 75-prozentige Reduktion des Infektionsrisikos wird aus einer retrospektiven Beobachtungsstudie aus Thailand abgeleitet, die nicht veröffentlicht und daher nicht beurteilbar, aufgrund ihres Designs als Nutzenbeleg aber ohnehin ungeeignet ist.”
Die in Deutschland zuständige Landesbehörde habe auf Anfrage mitgeteilt, dass die Verkehrsfähigkeit des Nasensprays als Medizinprodukt derzeit geprüft werde.
Das Fazit des Branchendienstes lautet daher: “Angesichts des unzureichend belegten Nutzens und der unrealistischen Wirksamkeitsbehauptungen besteht die Gefahr, dass sich Anwender in falscher Sicherheit wiegen und Schutzmaßnahmen vernachlässigen. Wir raten von der Anwendung ab.”
red
Quelle: Mitteilung des arznei-telegramms