Bei vielen Schizophrenie-Patienten tritt im Laufe der Erkrankung neben psychotischen Symptomen zunehmend auch Negativsymptomatik auf. Dazu zählt unter anderem ein Verlust von Antrieb, Intentionalität und früheren Interessen, aber auch von kognitiven Fähigkeiten.
Psychotherapeutische und psychosoziale Interventionen bessern solche Negativsymptome stärker als eine Pharmakotherapie, betont Professor Tom Bschor im AkdÄ-Informationsblatt “Arzneiverordnung in der Praxis”. Ihm zufolge erhält in Deutschland zwar ein Großteil der Betroffenen psychosoziale Unterstützung.
Psychotherapeutische Behandlung, besonders die von der S3-Leitlinie Schizophrenie mit Empfehlungsgrad A empfohlene kognitive Verhaltenstherapie, werde schizophren erkrankten Menschen aber kaum angeboten, vor allem nicht im ambulanten Rahmen. Dasselbe gelte für die von der Leitlinie ebenfalls empfohlene kognitive Remediation.
Von einer neuroleptischen Pharmakotherapie, zumindest beim Einsatz atypischer Neuroleptika, können eventuell auch minimale therapeutische Effekte auf kognitive Beeinträchtigungen und andere Negativsymptome erwartet werden, so Bschor.
Jedoch entspreche es dem Behandlungsstandard und der wissenschaftlichen Evidenz, die bei der großen Mehrzahl der Betroffenen erforderliche neuroleptische Medikation mit psychotherapeutischen und psychosozialen Interventionen zu kombinieren.
Negativsymptomatik entscheide stärker als Positivsymptomatik über langfristige krankheitsbedingte Einschränkungen, dementsprechend komme ihrer Behandlung eine herausragende Bedeutung zu.
Quelle: Bschor T.; Behandlung von Negativsymptomatik und kognitiven Beeinträchtigungen bei Erwachsenen mit Schizophrenie. Arzneiverordnung in der Praxis (vorab online), 18.08.22