Ärger um den Konnektorentausch (siehe Artikel “Austausch eines Konnektors: Praxen erhalten pauschal 2300 Euro”), Hin und Her ums E-Rezept und elektronische AUs, die mehr Arbeit machen, statt zu entlasten – bei dem Telematikinfrastruktur-Chaos der letzten Jahre verzweifelt selbst der größte Digitalisierungsbefürworter.
Denn leider liegt der Fokus bisher auf Anwendungen, die vor allem den Krankenkassen nutzen, nicht der Versorgung. Und auch diese funktionieren häufig eher schlecht als recht.
Die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (E-AU) ist hierfür das beste Beispiel. Die Krankenkassen profitieren, denn sie erhalten die Informationen früher. Wir Hausärztinnen und Hausärzte müssen hingegen nicht einfach die AU digital übertragen, sondern darüber hinaus auch noch mehrere Seiten Papier ausdrucken und unterschreiben. Ein Irrsinn!
Gelegentlich gibt es aber auch positive Nachrichten, die zeigen, dass wir durchdringen mit unserem kontinuierlichen Eintreten für eine Digitalisierung mit Ärzten und nicht gegen sie. Während bisher immer mit Sanktionen und Strafen gedroht wurde, sind mit Blick auf das E-Rezept nun andere Töne aus der Politik zu hören (siehe Artikel “Wir sehen keine Sanktionen für Ärzte vor”). Das begrüßen wir ausdrücklich!
Es bleibt abzuwarten, ob diese Linie jetzt auch durchgehalten wird, oder ob die Politik bei der nächsten Gelegenheit wieder in alte Muster verfällt.
Wer den Praxen ein neues Produkt anbietet, gleichzeitig aber demjenigen mit Strafe droht, der es nicht benutzt, der scheint von seinem eigenen Angebot nicht besonders überzeugt zu sein. Das Arbeiten mit Sanktionsfristen zeugt weniger von Entschlossenheit als vielmehr von mangelndem Vertrauen in die eigenen Produkte.
Ich kann jedem Gesundheitspolitiker nur zurufen: Wenn den Praxen etwas angeboten wird, das funktioniert, im Alltag entlastet und die Versorgung verbessert, dann braucht sich niemand darum zu sorgen, dass die Hausärztinnen und Hausärzte es nicht nutzen. Denn Bedarf gibt es genug.
Mit kollegialen Grüßen
Ulrich Weigeldt
Bundesvorsitzender Deutscher Hausärzteverband e. V.