Ich habe ständig Bauchschmerzen, Blähungen, oft Verstopfung, manchmal aber auch Durchfall. Was kann das sein?
Diese Symptome können bei einer Vielzahl von Erkrankungen auftreten. Da bei Ihnen bereits zahlreiche Untersuchungen durchgeführt und damit alle relevanten und schwerwiegenden Erkrankungen ausgeschlossen sind, leiden Sie möglicherweise an einem Reizdarmsyndrom.
Von einem Reizdarmsyndrom spricht man, wenn Magen-Darm-Beschwerden wie Bauchschmerzen, Blähungen und Veränderungen des Stuhlgangs länger als drei Monate anhalten oder immer wieder auftreten und Ihre Lebensqualität deutlich beeinträchtigen.
Ist daran die Ernährung schuld oder gibt es auch andere Ursachen für das Reizdarmsyndrom?
Welche Ursachen für ein Reizdarmsyndrom verantwortlich sind, ist nicht eindeutig geklärt. Es scheint aber verschiedene Faktoren zu geben, die zur Entwicklung dieser Verdauungsstörung beitragen. Möglicherweise spielt die erbliche Veranlagung eine Rolle. Es könnte auch sein, dass die Darmnerven überempfindlich sein könnten, die Darmmuskulatur gestört ist oder die Darmwand entzündet ist.
Wer schon einmal eine Darminfektion mit Fieber und heftigem Durchfall hatte, bei dem besteht ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines Reizdarmsyndroms. Außerdem können manche Ernährungsgewohnheiten und Lebensmittelunverträglichkeiten Magen-Darm-Probleme verursachen.
Psychische Belastungen, Ängste und Stress scheinen die Beschwerden zu verschlimmern. Der Verdauungstrakt scheint bei manchen Betroffenen sehr sensibel auf äußere Stressfaktoren zu reagieren.
Soll ich auf bestimmte Lebensmittel verzichten?
Da die Ursachen des Reizdarmsyndroms sehr unterschiedlich sein können, gibt es keine allgemeingültigen Empfehlungen für alle Patienten. Bevor man Ernährungsempfehlungen geben kann, muss man sich auf die Suche nach einem möglichen Auslöser machen.
Dazu müssen Sie einige Wochen lang ein Ernährungs- und Symptomtagebuch führen, in dem Sie aufschreiben, wann sie was gegessen und getrunken haben und ob danach Beschwerden aufgetreten sind. Auf diese Weise kann den möglichen Auslösern schneller auf die Spur gekommen werden. Gegebenenfalls kann dann eine Ernährungsumstellung ihre Beschwerden lindern.
Doch auch vorab können Sie schon etwas tun: Fettreiche und glutamathaltige Lebensmittel sind häufige Auslöser von Magen-Darm-Beschwerden. Daher könnte es sich lohnen, wenn Sie deren Verzehr reduzieren oder wenn Sie ganz darauf verzichten.
Hilft eine FODMAP-Diät? Sollte ich das eventuell versuchen?
FODMAPs sind kurzkettige Kohlenhydrate, die im Dünndarm vergärt werden. Sie sind zum Beispiel in Fruchtzucker, Milchzucker und Stärke enthalten. Sie stehen im Verdacht, Blähungen zu begünstigen, da bei der Vergärung des Zuckers Luft im Darm produziert wird.
Möglicherweise beeinflussen FODMAPs auch die Zusammensetzung der Darmflora. In Studien konnte eine FODMAP-Diät vor allem Beschwerden wie Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall verringern.
Wenn Sie eine FODMAP-Diät machen wollen, müssen Sie für vier bis sechs Wochen auf alle zuckerhaltigen Lebensmittel verzichten. Das ist allerdings nicht einfach, weil die Gefahr besteht, dass dabei ein Mangel an Vitaminen und Mineralstoffen entsteht.
Daher sollten Sie eine solche Diät keinesfalls in Eigenregie machen, sondern in Absprache mit einem Ernährungsberater. Er kann Ihnen dabei helfen, eine Mangelernährung zu vermeiden. Bessern sich die Beschwerden durch die Diät, wird im Anschluss daran stufenweise getestet, welche Lebensmittel vertragen werden und welche zu Beschwerden führen.
Gibt es auch andere Behandlungsmöglichkeiten?
Auch hier gilt: Es gibt keine Therapie, die allen Patienten mit Reizdarmsyndrom hilft. Man muss verschiedene Behandlungsmöglichkeiten ausprobieren. Neben Nahrungsmitteln muss man auch nach anderen Faktoren suchen, die Ihre Beschwerden auslösen oder verschlimmern, z.B. Stress. Akute Beschwerden kann man eventuell mit Medikamenten behandeln.
Am stärksten belasten mich die Bauchkrämpfe. Was hilft dagegen?
Gegen Bauchkrämpfe kann Pfefferminzöl helfen. Es entspannt die Darmmuskulatur und führt so zur Beruhigung des Darms. Pfefferminzöl kann in Form von Kapseln eingenommen werden. Alternativ können Sie sich auch Butylscopolamin aus der Apotheke holen. Es ist rezeptfrei erhältlich.
Was kann ich gegen Verstopfung tun?
Treiben Sie Sport? Wenn nicht, dann fangen Sie am besten mit Spaziergängen oder Fahrradfahren an. Schon moderate körperliche Bewegung kann den Darm in Schwung bringen. Zusätzlich können Sie Ihre Ernährung durch lösliche Ballaststoffe ergänzen.
Probieren Sie einfach aus, ob Flohsamen, Leinsamen oder ähnliche Produkte Ihre Verdauung fördern. Bei einer ausgewogenen Ernährung mit einem hohen Anteil an Obst und Gemüse nehmen Sie aber normalweise genügend Ballaststoffe zu sich. Bei starken akuten Beschwerden können Sie es mit Abführmitteln versuchen. Diese sollten Sie jedoch nicht dauerhaft anwenden.
Was kann ich sonst noch tun?
Wäre es denkbar, dass Stress und psychische Belastungen der Auslöser für Ihre Beschwerden ist? Dann ist zu überlegen, wie Sie die für Sie belastenden Faktoren reduzieren können. Hilfreich ist häufig auch das Erlernen von Entspannungstechniken und Methoden zur Stressbewältigung. Auch mit einer kognitiven Verhaltenstherapie können Sie lernen, mit Stress besser umzugehen.
Kann ich etwas zur Unterstützung für meine Darmflora tun?
Ihre Darmflora können Sie mit Probiotika unterstützen. Der Verzehr von Joghurts oder Nahrungsergänzungsmitteln, die zum Beispiel lebende Milchsäure- und Bifidobakterien enthalten, kann bei vielen Betroffenen die Reizdarmsymptome lindern. Diese Bakterien sind für die Funktion des Darms wichtig.
Fazit
- Die Ursache des Reizdarmsyndroms ist nicht eindeutig geklärt. Zahlreiche Faktoren können die Beschwerden auslösen oder verschlimmern, z.B. bestimmte Nahrungsmittel, Stress und psychische Belastungen.
- Die Erkrankung äußert sich mit einer großen Vielfalt an Be- schwerden wie Blähungen, Bauchschmerzen, Obstipation, Diarrhö u.a.
- Es gibt keine Standardtherapie, die allen Patienten in gleicher Weise hilft. Auch eine kausale Behandlungsoption gibt es nicht. Neben Beratung und Information gehören eine Anpassung der Ernährung sowie die Reduktion von Stress zu den Basismaß- nahmen der Behandlung.