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Mehrere Fälle in GroßbritannienRKI: “Affenpocken auch in Deutschland im Blick haben!”

In Großbritannien sind ungewöhnlich viele Fälle von Affenpocken aufgetreten, darunter autochthone Infektionen. Das RKI rät Ärztinnen und Ärzten, bei verdächtigen Symptomen auch in Deutschland an eine Affenpockeninfektion zu denken - welche das sind, lesen Sie hier.

Affenpocken: Die Infektion zeigt sich in Hauteffloreszenzen vor allem im Gesicht und an den Handflächen und Fußsohlen.

Berlin. Seit Mai 2022 gibt es in Großbritannien eine ungewöhnliche Häufung von Affenpocken beim Menschen: Anfang Mai wurde die erste Infektion bei einem Reiserückkehrer aus Nigeria festgestellt. Seitdem wurden sechs weitere Fälle von Affenpocken gemeldet, und zwar bei Personen ohne Reiseanamnese und ohne Kontakt zu bekannten reiseassoziierten Fällen, berichtet das Robert Koch-Institut (RKI).

Dabei handle es sich um zwei Fälle in einer Familie sowie um vier Fälle bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM). Letztere hätten sich offenbar in London infiziert. Außer in der Familie und bei zwei der MSM-Fälle seien keine Verbindungen der Fälle untereinander bekannt. Das spricht für unbekannte Infektionsketten in der Bevölkerung.

Mittlerweile wurden Infektionen etwa auch aus Spanien, Portugal, den USA, Schweden und Italien gemeldet.

Auch in Deutschland auf mögliche Fälle achten!

Das RKI rät Ärztinnen und Ärzten, auch in Deutschland wachsam zu sein: “Bei einem verdächtigen klinischen Bild sollte insbesondere bei Reiserückkehrenden aus (West-)Afrika eine Affenpockeninfektion in Betracht gezogen werden. Angesichts der autochthonen Übertragungen sollten zudem Affenpocken bei Personen ohne bekannte Reiseanamnese mit unklaren pockenähnlichen Effloreszenzen (in Abgrenzung von Windpocken etc.) in die erweiterten differenzialdiagnostischen Überlegungen einbezogen werden.” MSM mit ungewöhnlichen Hauteffloreszenzen oder Läsionen rät das Institut, unverzüglich einen Arzt aufzusuchen.

Speziallabore, wie das ZBS1 am RKI (Konsiliarlabor Pocken), bieten eine molekulare Diagnostik zur Identifizierung von Affenpockeninfektionen an (Material: Kruste oder Vesikelflüssigkeit). Das Labor bittet bei Einsendung von Probenmaterial um vorherige Absprache (weitere Informationen finden Sie hier).

Symptome: Fieber, Muskelschmerzen, Hauteffloreszenzen

Affenpocken werden durch eine Infektion mit Affenpockenviren verursacht. Die Inkubationszeit beträgt 6-16 Tage. Klinisch äußert sich die Infektion vor allem durch Fieber (>38,3°C), Kopf- und Muskelschmerzen, gefolgt von Hauteffloreszenzen 1-3 Tage später (besonders im Gesicht und an den Handflächen und Fußsohlen), welche simultan die Stadien Macula, Papula, Vesicula und Pustula durchlaufen (dies kann differentialdiagnostisch zum Ausschluss von Windpocken dienen) und letztlich verkrusten und abfallen.

Das Abfallen der Hauteffloreszenzen erfolgt am gesamten Körper simultan, was eine weitere Besonderheit darstellt und daher zur Erkennung einer Infektion mit Affenpockenviren oder Variolaviren genutzt werden kann. Eine klinische Differenzierung der Affenpocken von den echten Pocken ist nicht ohne weiteres möglich.

Folgen einer überstandenen Infektion sind Narbenbildung und selten auch Erblindung.

Die Krankheit verläuft im Allgemeinen milder als die klassischen Pocken (Variola-Virusinfektion), aber bei sehr jungen und/oder immungeschwächten Patientinnen und Patienten sind gerade in Endemiegebieten (vor allem in Zentral- und Westafrika) auch schwere Verläufe und Todesfälle möglich. Bei Kindern können bis zu 10 Prozent der Infizierten sterben.

Grundsätzlich  verläuft die zudem Erkrankung milder, wenn die Betroffenen zuvor gegen die echten Pocken geimpft wurden.

Eine mögliche Therapieoption, besonders für immungeschwächte Menschen, ist seit Januar 2022 auch in der Europäischen Union zugelassen (Tecovirimat), diese ist nach Angaben des RKI bisher aber nicht breit verfügbar.

Infektionsweg

Reservoir der Pockenviren sind in afrikanischen Endemiegebieten nicht Affen, sondern vermutlich Nagetiere (Mäuse, Ratten und Hörnchen). Das Virus kann durch Kontakt mit Sekreten infizierter Tiere übertragen werden.

Wie das RKI berichtet, sind Fälle von Infektionen mit dem Affenpocken-Virus beim Menschen außerhalb Afrikas selten:  2003 gab es in den USA einen Ausbruch durch als Haustiere gehaltene Präriehunde, die sich vor ihrem Verkauf durch Kontakt mit Nagetieren aus Afrika infiziert hatten. Zudem gab es 2018 je einen Ausbruch im Vereinigten Königreich und in Israel.

Mensch-zu-Mensch-Übertragungen (durch Kontakt mit Körperflüssigkeiten oder Krusten) beobachtet man mit Infektionsketten bis zu maximal sechs Personen. Auch die sexuelle Übertragung von Pockenviren ist möglich (für das Vaccinia-Virus beschrieben).

Quelle: Epid Bull 20/22 (online vorab)

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