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WelttuberkulosetagTuberkulose gewinnt erneut an Relevanz

Zusammen mit einer aktuellen Übersicht der Tuberkulose-Fälle in Deutschland hat das RKI anlässlich des heutigen Welttuberkulosetags einen überarbeiteten Ratgeber zu dem Thema veröffentlicht. Dieser kommt zur richtigen Zeit: Die Ukraine, aus der derzeit viele Geflüchtete nach Deutschland kommen, hat eine der höchsten TB-Inzidenzen in Europa.

TB-Bakterien in der Lunge.

Berlin. Seit über zwei Jahren steht die Bekämpfung der Tuberkulose (TB) unter dem Einfluss der Covid-Pandemie. Zwar wurden weltweit weniger TB-Fälle berichtet, die Zahl der global geschätzten Todesfälle hat aber zugenommen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht davon aus, dass in der Pandemie deutlich weniger Fälle entdeckt wurden und die Behandlung der TB gravierend eingeschränkt war. Auch hierzulande berichteten einige Gesundheitsämter über Einschränkungen bei Umgebungsuntersuchungen oder in der ambulanten und stationären Versorgung.

Deutschland erfüllt WHO-Regularien bisher nicht

Die Abstands- und Hygieneregeln in der Pandemie könnten zwar zur Abnahme der TB-Fälle geführt haben. „Ob die Pandemie aber einen messbaren Einfluss auf die Tuberkulosesituation in Deutschland hatte und weiter haben wird, bleibt abzuwarten“, heißt es in einem aktuellen Bericht des Robert Koch-Instituts (RKI) aus Anlass des Welttuberkulosetags am heutigen 24. März.

Wie aus dem Bericht hervorgeht, wurden 2021 in Deutschland 3.896 TB-Neuerkrankungen gemeldet, das sind sechs Prozent weniger als im Jahr 2020. Der Rückgang fällt damit deutlich geringer aus als in den Jahren zuvor (2019: – 12,4 Prozent, 2020: -14,2 Prozent).

Von Niedriginzidenzländern wie Deutschland wird gemäß der „TB-End-Strategie“ der WHO erwartet, dass die Inzidenz bis zum Jahr 2035 unter 1 Fall pro 100.000 Einwohner sinkt. Im Jahr 2021 lag die Inzidenz allerdings noch bei 4,7 Fällen pro 100.000 Einwohner.

Erkrankungen im Kindesalter sind selten

Eine genauere Analyse der Daten hat das RKI für das Jahr 2020 vorgenommen. Zwei Drittel der Fälle (n=4.127) betrafen demnach ausländische Staatsangehörige. „In der einheimischen Bevölkerung ist die Tuberkulose ein sehr seltenes Krankheitsbild geworden. Sie konzentriert sich auf die älteren und hochaltrigen Altersgruppen, als Ausdruck reaktivierter Infektionen, welche in den Kriegs- und Nachkriegszeiten erworben wurden“, erinnert das RKI.

Das Infektionsgeschehen bei älteren Jugendlichen und jüngeren Erwachsenen werde vor allem von Menschen mit Migrationsbezug geprägt. Es handle sich überwiegend um Reaktivierungen von bereits im Heimatland oder nach Exposition auf dem Migrationsweg erworbenen Infektionen. „Erkrankungen im Kindesalter sind dagegen ein seltenes Ereignis und betreffen vorrangig Kinder mit familiärer Einwanderungsgeschichte.“

2020 starb ein Säugling

Bei 71,4 Prozent der Fälle handelte es sich um eine pulmonale TB (85,9 Prozent offene Form, darunter 50,3 Prozent mikroskopisch positiv; 14,1 Prozent geschlossene Form), bei 28,6 Prozent um eine extrapulmonale TB. „Erwähnenswert ist – wenn auch bei kleinen Fallzahlen – eine im Jahr 2020 vergleichsweise hohe Zahl an disseminierten TB (n=23)“, berichtet das RKI.

Grundsätzlich sei die Zahl schwerer Krankheitsverläufen wie einer disseminierten TB oder tuberkulöser Meningitis immer sehr klein. Dies gelte besonders für Kinder, wo sich schwere Verläufe seit Jahren auf Einzelfälle beschränken. Im Jahr 2020 erkrankten ein Säugling und ein Jugendlicher an einer tuberkulösen Meningitis, ein Säugling mit Lungentuberkulose starb.

Ukraine hat eine der höchsten TB-Inzidenzen in Europa

Einen Blick wirft der Bericht auch auf die Resistenzlage. Zu rund 3.000 Fällen aus 2020 lagen Angaben zum Erregernachweis vor. 10,6 Prozent der TB-Erreger (zu fast 97 Prozent handelte es sich um Mycobacterium tuberculosis) waren resistent gegenüber Isoniazid, Ethambutol, Rifampicin, Pyrazinamid oder Streptomycin. 2,7 Prozent der Erreger trugen Multiresistenzen, 0,1 Prozent wurden der Gruppe der „Extensively drug-resistant TB“ (XDR-TB) zugeordnet.

In diesem Zusammenhang wichtig zu wissen: Die Ukraine, aus der derzeit viele Menschen nach Deutschland flüchten, hat eine der höchsten TB-Inzidenzen in Europa (73 Fälle pro 100.000 Einwohner im Jahr 2020). Auch der Anteil an multiresistenter Tuberkulose ist vergleichsweise hoch.

Künftig könnte es also wieder mehr TB-Fälle in Deutschland geben. Generell sollten ambulante und stationäre Gesundheitsversorger daher für das Thema sensibilisiert sein: Gerade bei Geflüchteten aus der Ukraine stelle TB eine wichtige Differenzialdiagnose zu anderen Atemwegserkrankungen (auch zu Covid-19) dar, so das RKI.

Weitere wichtige Empfehlungen zu Diagnose und Therapie der TB finden Ärztinnen und Ärzte im Tuberkulose-Ratgeber, den das RKI gerade aktualisiert hat.

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