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Strategie zur FörderungGesundheitskompetenz – eine deutschlandweite Baustelle

"Der politische Handlungsbedarf zur Stärkung der Gesundheitskompetenz in Deutschland ist groß", betont Nicola Buhlinger-Göpfarth in Ihrer Antrittsvorlesung zum Thema Gesundheitskompetenz an der Europäischen Fachhochschule (EUFH) Rhein/Erft in Köln. Die Hausärztin ist seit dem 15. März 2021 Professorin für Physician Assistance mit dem Schwerpunkt Allgemeinmedizin an der EUFH.

“In Deutschland fehlt die bundesweite und einheitliche Strategie zur Förderung der Gesundheitskompetenz – dies macht der Forschungsstand deutlich”, betont Buhlinger-Göpfarth und verwies auf die Studien “Gesundheit in Deutschland aktuell” (GEDA) des Robert Koch-Instituts aus den Jahren 2014 und 2019/2020.

Mehr als die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland steht im Umgang mit gesundheitsrelevanten Informationen vor Schwierigkeiten: Rund 83 Prozent der Befragten zeigen eine geringe navigationale Gesundheitskompetenz.

Ihnen fehlt die Orientierung im Gesundheitssystem – besonders, wenn es um das Verstehen von Gesundheitsreformen, Patientenrechten, Qualitätsfragen und die Funktionsweise des Gesundheitswesens geht.

Das trifft besonders für Menschen mit niedrigem Bildungsstand und Sozialstatus sowie für ältere Menschen zu. Der Anteil geringer digitaler Gesundheitskompetenz beträgt 75,8 Prozent.

Besonders ältere Menschen ab 65 Jahren und Menschen mit geringer Bildung fehlt dieser Kompetenzbaustein. Während der Corona-Pandemie hat sich die digitale Gesundheitskompetenz bei jüngeren Menschen verbessert.

Die Interaktion und Kommunikation mit Ärztinnen und Ärzten fällt 35,7 Prozent der Befragten schwer. Vor allem fehlt das Verständnis für die von den Ärztinnen und Ärzten verwendeten medizinischen Begriffe. Die geringe Gesprächszeit wird als weiteres Problem beschrieben. Damit wurden bekannte, kritische Bausteine aufgezeigt, die nicht an Aktualität verloren haben.

Fehlende Kompetenz = Ökonomische Belastung

Die GEDA-Studien führen außerdem die Defizite fehlender Gesundheitskompetenz deutlich vor Augen: Ungesunde Verhaltensweisen wie fehlende Bewegung, schlechte Ernährung, Übergewicht, schlechte subjektive Gesundheit, viele Fehltage am Arbeitsplatz und die intensive Nutzung des Gesundheitswesens (häufige Arztbesuche, Krankenhausaufenthalte, häufigere Nutzung von Notfalldiensten) stehen in einem klaren Zusammenhang mit einer geringen Gesundheitskompetenz.

“Dies führt zu einer großen ökonomischen Belastung mit immer weiter steigenden Gesundheitskosten”, so die Hausärztin.

Buhlinger-Göpfarth fordert: “Gerade vulne- rable Gruppen müssen in den Fokus genommen werden, nicht zuletzt Menschen mit geringer Bildung.” Denn die Gesundheitskompetenz in Deutschland ist an das Bildungsniveau der Menschen gekoppelt.

Für die Hausärztin ist klar: “Gesundheit kann man lernen.” Doch nur ein Kooperationsbündnis aller relevanten Akteurinnen und Akteure mache es möglich, die Gesundheitskompetenz in Deutschland nachhaltig zu fördern.

Dafür muss sich auch die Gesundheitspolitik innerhalb der künftigen Bundesregierung stark machen. In den Programmen der Parteien komme das Thema aktuell leider nicht vor, sagte Professorin Nicola Buhlinger-Göpfarth. Das Sondierungspapier von SPD, Grünen und FDP lasse aber hoffen. “Man darf gespannt sein, was im Koalitionsvertrag stehen wird.”

Quelle: Prof. Dr. med. N. Buhlinger-Göpfarth: Ringvorlesung vom 19.10.2021 an der Europäischen Fachhochschule (EUFH) Rhein/Erft in Köln: Gesundheitskompetenz – Gesundheit kann man lernen. Von der Information zur Partizipation.

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