Entzündlicher Rückenschmerz
Rückenschmerzen sind häufig, aber meist harmlos. Bei der differenzialdiagnostischen Abklärung geht es aber primär darum, eine entzündliche Erkrankung, genauer gesagt, die axiale Spondyloarthritis (axSpA), die früher als Morbus Bechterew bezeichnet wurde, nicht zu übersehen.
Typisch sind anhaltende nächtliche Rückenschmerzen und eine Erhöhung der Entzündungsparameter. Auch bei diesem Krankheitsbild gilt es, den Entzündungsprozess möglichst rasch effektiv zu stoppen, um destruktive Veränderungen an den Knochen zu verhindern.
Dafür stehen heute neben NSRA auch moderne Biologika nämlich TNF-α-Inhibitoren und der IL-17-Inhibitor Secukinumab zur Verfügung (Andreas Krause, Berlin).
Psoriasis-Arthritis
Zu den rheumatischen Gelenkerkrankungen gehört neben der rheumatoiden Arthritis auch die Psoriasisarthritis. Auch bei diesem Krankheitsbild haben sich die Behandlungsmöglichkeiten in den letzten Jahren stark verbessert.
Neben den TNF-alpha-Inhibitoren stehen heute IL-17- und IL-23-Antagonisten und JAK-Inhibitoren zur Verfügung. Die neuen gegen IL-17 und IL-23 gerichteten Substanzen erwiesen sich als besonders effektiv bei der Behandlung der psoriatischen Hautveränderungen.
Und die IL-23-Antagonisten scheinen darüber hinaus auch sehr gut gegen die schmerzhaften Entzündungen der Sehnenansätze zu wirken. Der Vorteil der JAK-Inhibitoren ist, dass sie im Unterschied zu Biologika oral eingenommen werden (Andreas Krause, Berlin).
Lockerung der Therapie
Da bei entzündlich-rheumatischen Gelenkerkrankungen immer häufiger eine lang anhaltende Beschwerdefreiheit erreicht wird, drängt sich die Frage nach einer möglichen Lockerung der Therapie auf.
In Studien hat sich mittlerweile gezeigt, dass es bei vielen Patienten mit einer mindestens sechs Monate anhaltenden Remission möglich ist, die Medikamentendosis zu reduzieren. Bei einer Halbierung der Dosis bleiben zwei Drittel der Patienten beschwerdefrei.
Ein komplettes Absetzten der Medikamente ist dagegen nicht zu empfehlen. Denn bei zwei von drei Patienten mit einer rheumatoiden Arthritis kommt es dann innerhalb von einem Jahr zu einem Wiederaufflammen der Beschwerden (Andreas Krause, Berlin).
Lupus erythematodes
Der systemische Lupus erythematodes (SLE) ist eine seltene entzündlich-rheumatische Erkrankung. In Deutschland sind etwa 35 von 100.000 Menschen betroffen, wobei deutlich mehr Frauen als Männer erkranken.
Das typische Erkrankungsalter liegt zwischen dem 16. und dem 55. Lebensjahr. Die Krankheit verläuft typischerweise in Schüben, wobei diese oft von Fieber, Abgeschlagenheit, Gelenk- und Muskelschmerzen begleitet werden.
Der Entzündungsprozess führt längerfristig zu Organschäden an Haut, Lunge, Niere, Herz, Blutgefäßen und zentralem Nervensystem. Bei der Pathogenese spielen B-Lymphozyten und Plasmazellen, die Auto-Antikörper bilden, eine zentrale Rolle.
Ein Fortschritt bei der Therapie verspricht man sich von Substanzen, die sich bereits in der Onkologie bewährt haben, d.h. die auch bei bösartigen Neubildungen des Lymphsystems und des Knochenmarks zum Einsatz kommen.
Dazu gehört der monoklonale Antikörper Daratumumab, der bereits beim multiplen Myelom mit Erfolge eingesetzt wird. Erste Erfahrungen stimmen optimistisch dahingehend, dass damit auch der Lupus erythematodes erfolgreich behandelt werden könnte.
Auch wurde die CAR-T-Zell-Therapie, die bei malignen B-Zell-Lymphomen und dem multiplen Myelom zum Einsatz kommt, weltweit erstmals bei einer 20-jährigen SLE-Patientin mit Erfolg eingesetzt.
Es gelang damit eine vollständige und langanhaltende Zerstörung der zirkulierenden B-Zellen, so dass die Krankheitssymptome verschwanden und sich die immunologischen Veränderungen im Blut normalisierten (Christof Specker, Essen).
Ernährung
Auch eine Umstellung der Ernährung könnte eine Behandlungsmöglichkeit darstellen; denn Darmbakterien bilden antientzündliche Stoffe. Dazu gehören Essigsäure, Propionsäure und Buttersäure.
Die Darmbakterien bilden die kurzkettigen Fettsäuren aber nur dann, wenn genügend Pflanzenfasern in der Nahrung enthalten sind. In einer Studie wurden die Darmbakterien durch eine gezielte Ernährung angefüttert.
29 Patienten verzehrten über 30 Tage einen ballaststoffreichen Riegel. Danach wurden Stuhl- und Blutproben untersucht. Darunter kam es im Blut zu einem Anstieg der kurzkettigen Fettsäuren und in den Stuhlproben wurden vermehrt Bakterien, die kurzkettige Fettsäuren produzieren, nachgewiesen (Georg Schett, Erlangen).
Darm und Gelenke
Darmbakterien können die Entwicklung von entzündlich-rheumatischen Erkrankungen begünstigen, wenn die Darmbarriere gestört ist. Umgekehrt können aber auch Darmbakterien bei der Behandlung behilflich sein, indem sie entzündungshemmende Substanzen bilden.
Diese Darm-Gelenk-Achse, also eine Verbindung zwischen Darm und Gelenken ist seit Langem bekannt. So kann es bei einer Darminfektion zu einer reaktiven Arthritis kommen und Patienten mit einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa leiden nicht selten an einer Gelenkentzündung.
Neue wissenschaftliche Daten zeigen, dass bei Rheuma-Patienten häufig eine Barrierestörung im Darm vorliegt. Dadurch geraten Darmbakterien mit dem Immunsystem in Kontakt mit der Folge einer Entzündungsreaktion, die auf die Gelenke übergreift.
Dabei können die Immunzellen aus dem Darm in die Gelenke einwandern. Es zeigte sich, dass bei Rheuma-Patienten vermehrt Zonulin gebildet wird, welches den Klebstoff zwischen den Darmwandzellen auflöst. Zurzeit wird ein neuer Wirkstoff, nämlich Larazotid, welches Zonulin blockiert und somit die Barrierestörung kittet, bei Patienten mit einer Zöliakie untersucht.
Im Tierexperiment konnten damit die rheumatischen Gelenkbeschwerden gelindert werden (Georg Schett, Erlangen).