Nach Angaben der KV Bremen werden in letzter Zeit vermehrt „Vitamin-Screenings“ durchgeführt, obwohl Leitlinien und Fachgesellschaften davon abraten, bei gesunden Menschen ohne Hinweise oder Risikofaktoren solche Untersuchungen vorzunehmen. Die Steigungsraten seien „eklatant hoch“.
Im dritten Quartal 2015 wären die Ausgaben für Vitamin-Screenings auf 260.000 Euro angestiegen. Vertragsärzte sollen deshalb entsprechende Laborleistungen nur bei klarer Indikation veranlassen. Praxen, die weit überdurchschnittlich Vitamin-Screenings beauftragen, würden auf kurz oder lang zum Fall für die Wirtschaftlichkeitsprüfung.
Kommentar
Die Frage ist, auf welcher Grundlage die KV Bremen diese Drohgebärde aufbaut. Hier kommt allenfalls das seit dem 1. April 2014 von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) veröffentlichte sogenannte Laborkompendium in Betracht, das Regelungen und Hinweise zur korrekten Beauftragung und Abrechnung von Laborleistungen im ambulanten vertragsärztlichen Bereich sowie Empfehlungen für die laboratoriumsmedizinische Stufendiagnostik zum Gegenstand hat. Vitaminbestimmungen sind dort aber nach derzeitigem Kenntnisstand lediglich im Rahmen von Untersuchungen auf oxidativen Stress bzw. Schadstoffbelastung keine GKV-Leistungen.
Unklar ist auch, auf welche Leitlinien die KV Bremen Bezug nimmt. Experten gehen mittlerweile nämlich davon aus, dass mindestens 60 Prozent der Deutschen im Winter einen zu niedrigen Vitamin-D-Spiegel im Blut haben. Besonders schwerwiegende gesundheitliche Auswirkungen konnten in Studien für Personen über 50 Jahren nachgewiesen werden. Vitamin D ist demnach nicht nur für den Kalziumstoffwechsel wichtig, sondern beeinflusst auch das Immun- und Hormonsystem, die Psyche und den Stoffwechsel.
Eine Unterversorgung mit Vitamin D kann zu zahlreichen Erkrankungen führen, darunter Autoimmunerkrankungen, Infektionen wie Tuberkulose, Bluthochdruck, Osteoporose und Diabetes. Sogar die Entstehung von Darm-, Brust-, Prostata- und Lungenkrebs sowie Pankreaskarzinomen wird mittlerweile mit Vitamin-D-Mangel in Verbindung gebracht.